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6VI. Leben des florentinischen Malers
Andrea und Francia verließen nach Vollendung dieser
Arbeiten ihre Wohnung auf der Piazza del Grano und be-
zogen eine andere in der Sapienza, nahe dem Kloster der
Wirdm.Jac. Nunziata. Dadurch kam es, daß Andrea mit Jacopo San-
^esteundet. fovino in nahe Freundschaft trat, welcher damals noch jung
an demselben Orte bei Andrea Contucci die Bildhauerkunst
lernte ^). Tag und Nacht waren beide Jünglinge zusammen
und redeten meist von den Schwierigkeiten der Kunst, deß-
halb ist nicht zu verwundern daß sie trefflich wurden, wie
ich jetzt von Andrea erzähle und an seinem Ort von Jacopo
berichten werde.
In dem genannten Kloster der Serviten befand sich um
jene Zeit als Aufseher der Kerzen ein Bruder Sacristan Fra
Mariano dal Canto alla Macine genannt. Dieser hörte von
jedermann Andrea als einen Meister rühmen, der Bewunde-
rungswürdiges in der Malerei leiste, und gedachte deßhalb
mit geringen Kosten sich einen Wunsch zu befriedigen. Und so
faßte er Andrea, der ein guter und sanfter Mensch war, bei der
Ehre und fing an, ihm unter dem Schein von Theilnahme
einzureden, er wolle ihm in einer Sache behülflich seyn, die
ihm Ehre und Vortheil bringen und ihn so bekannt machen
solle, daß es ihm nie mehr an etwas fehlen werde. — Schon
vor einer Reihe Jahren nämlich hatte, wie ich früher er-
zählte "), Alesso Baldovinetti auf der Wand des ersten
Kreuzgangs der Serviten, welche sich an die Kirche der Nun-
ziata lehnt, eine Geburt Christi gemalt. Dieser gegenüber
*3) Das Leben des Andrea Contucci ist unter Nr- ss mitgetheilt. Das
des Jacopo Tatti welcher ebenfalls, nicht weil er ein Verwandter oder
Landsmann, sondern nur weil er ein Schüler des Contucci war,
Sansovino genannt wurde, findet sich weiter unten.
") S. oben Bd. II., 1 Abth. x. 882. Von dem gleich darauf von
Vasari genannten Bilde des Rosselli war Bd. II., 2 Abth. x. isi
schon die Rede.
6VI. Leben des florentinischen Malers
Andrea und Francia verließen nach Vollendung dieser
Arbeiten ihre Wohnung auf der Piazza del Grano und be-
zogen eine andere in der Sapienza, nahe dem Kloster der
Wirdm.Jac. Nunziata. Dadurch kam es, daß Andrea mit Jacopo San-
^esteundet. fovino in nahe Freundschaft trat, welcher damals noch jung
an demselben Orte bei Andrea Contucci die Bildhauerkunst
lernte ^). Tag und Nacht waren beide Jünglinge zusammen
und redeten meist von den Schwierigkeiten der Kunst, deß-
halb ist nicht zu verwundern daß sie trefflich wurden, wie
ich jetzt von Andrea erzähle und an seinem Ort von Jacopo
berichten werde.
In dem genannten Kloster der Serviten befand sich um
jene Zeit als Aufseher der Kerzen ein Bruder Sacristan Fra
Mariano dal Canto alla Macine genannt. Dieser hörte von
jedermann Andrea als einen Meister rühmen, der Bewunde-
rungswürdiges in der Malerei leiste, und gedachte deßhalb
mit geringen Kosten sich einen Wunsch zu befriedigen. Und so
faßte er Andrea, der ein guter und sanfter Mensch war, bei der
Ehre und fing an, ihm unter dem Schein von Theilnahme
einzureden, er wolle ihm in einer Sache behülflich seyn, die
ihm Ehre und Vortheil bringen und ihn so bekannt machen
solle, daß es ihm nie mehr an etwas fehlen werde. — Schon
vor einer Reihe Jahren nämlich hatte, wie ich früher er-
zählte "), Alesso Baldovinetti auf der Wand des ersten
Kreuzgangs der Serviten, welche sich an die Kirche der Nun-
ziata lehnt, eine Geburt Christi gemalt. Dieser gegenüber
*3) Das Leben des Andrea Contucci ist unter Nr- ss mitgetheilt. Das
des Jacopo Tatti welcher ebenfalls, nicht weil er ein Verwandter oder
Landsmann, sondern nur weil er ein Schüler des Contucci war,
Sansovino genannt wurde, findet sich weiter unten.
") S. oben Bd. II., 1 Abth. x. 882. Von dem gleich darauf von
Vasari genannten Bilde des Rosselli war Bd. II., 2 Abth. x. isi
schon die Rede.