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als unmittelbares Gefühl für die landschaftliche Natur, aber
gleichwohl sind gewisse Bezüge vorhanden, welche solche
Vergleichung nahelegen. Wenn wir als Substrat der Kunst
den von ihr verwendeten Stoff (Stein, Metall, Elfenbein,
Glasstift re.) in's Auge fassen, so können wir sagen: Der
Byzantinismus unterwirft wie alle junge Kunst das Bild
organischer Gestalt den Bedingungen des Anorganischen und
läßt sie somit Halbwegs bloß als ein Ding, als eine Sache
erscheinen. Auch in der altasiatischen und altgriechischen
Skulptur behält die Gestalt, welche aus dem Steinblock
herauszumeißeln war, etwas Steingerechtes, Mineralogisches.
Ähnlich, wiewohl in anderer Manier, verfährt die byzan-
tinische Kunst und so wahrt sie auch in der Webmalerei
den Charakter des Teppichs, im Mosaik den der Steinflüche.
— Dieß führt uns aber zum zweiten Sinn des auf die
Kunst angewendeten Begriffes: Substrat. Wir können dar-
unter den an sich schon künstlerisch geformten Gegenstand
verstehen, welcher mit einem Anhang verziert wird, das
örtliche Unterlager (Gefäß, Geräthe, baulichen Körper) und
können den Satz aufstellen: Die menschliche Gestalt wird
dem Gefüge dieses Substrates stylistisch angeformt, so daß
sie also Halbwegs bloß dekorativ, architektonisch, keramisch,
Vorhang- und tafelartig, deckelhaft, kapselmäßig, schlußgerecht
erscheint. — —
Doch ist zur Rechtfertigung dieser Analogie so spezielle
Erörterung nicht nöthig. Es genügt, wenn wir konstatiren,
daß im Byzantinismus plastische Energie so wenig wie in
der unreifen und in der verlebten Mythologie zu suchen ist.
Dieß ist nun aber hier wie dort sowohl ein Vorzug als
als unmittelbares Gefühl für die landschaftliche Natur, aber
gleichwohl sind gewisse Bezüge vorhanden, welche solche
Vergleichung nahelegen. Wenn wir als Substrat der Kunst
den von ihr verwendeten Stoff (Stein, Metall, Elfenbein,
Glasstift re.) in's Auge fassen, so können wir sagen: Der
Byzantinismus unterwirft wie alle junge Kunst das Bild
organischer Gestalt den Bedingungen des Anorganischen und
läßt sie somit Halbwegs bloß als ein Ding, als eine Sache
erscheinen. Auch in der altasiatischen und altgriechischen
Skulptur behält die Gestalt, welche aus dem Steinblock
herauszumeißeln war, etwas Steingerechtes, Mineralogisches.
Ähnlich, wiewohl in anderer Manier, verfährt die byzan-
tinische Kunst und so wahrt sie auch in der Webmalerei
den Charakter des Teppichs, im Mosaik den der Steinflüche.
— Dieß führt uns aber zum zweiten Sinn des auf die
Kunst angewendeten Begriffes: Substrat. Wir können dar-
unter den an sich schon künstlerisch geformten Gegenstand
verstehen, welcher mit einem Anhang verziert wird, das
örtliche Unterlager (Gefäß, Geräthe, baulichen Körper) und
können den Satz aufstellen: Die menschliche Gestalt wird
dem Gefüge dieses Substrates stylistisch angeformt, so daß
sie also Halbwegs bloß dekorativ, architektonisch, keramisch,
Vorhang- und tafelartig, deckelhaft, kapselmäßig, schlußgerecht
erscheint. — —
Doch ist zur Rechtfertigung dieser Analogie so spezielle
Erörterung nicht nöthig. Es genügt, wenn wir konstatiren,
daß im Byzantinismus plastische Energie so wenig wie in
der unreifen und in der verlebten Mythologie zu suchen ist.
Dieß ist nun aber hier wie dort sowohl ein Vorzug als