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EINLEITUNG.

Je mehr sich die Erkenntnis Bahn gebrochen hat, daß im
Kreis der Künste kein Werk für sich allein dasteht und selbst die
gewaltigste Schöpfung eines genialen Meisters doch mit tausend
Fasern in vorbereitetem Boden wurzelt, desto emsiger hat sich
die Forschung neben der Betrachtung der großen, zum Allge-
meingut gewordenen Schöpfungen der Kunst auch den beschei-
deneren und weniger in die Augen fallenden Objekten zuge-
wandt. Und wurde nach einer Periode einseitiger klassizistischer
Anschauung durch die kühnen und reichen Bauten des späten
Mittelalters bei den Romantikern der Sinn für die Reize der
mittelalterlichen Architektur erweckt und wurde im Zusammen-
hang mit der Wiederherstellung der großen einheimischen Dome
die Forschung zunächst an diesen betätigt, so hat allmählich
das geschulte Auge auch die Schönheit schlichterer Bauten er-
gründet und diese in den Kreis der Betrachtung gezogen. Wie
nun manches, das am einfacheren Gebäude unentwickelt ge-
geben ist, am Prachtbau in seinen Konsequenzen auftritt, so
ist umgekehrt manches, das an reichen Bauwerken durch die
überwuchernde Fülle der Erscheinungen die klare Erkenntnis
erschwert, am weniger komplizierten Gebäude sinnfälliger aus-
gedrückt. So spannen sich Fäden herüber und hinüber, und der
leider nicht genügend geklärte mittelalterliche Baubetrieb, von
dem jedenfalls soviel feststeht, daß er sowohl durch Meister

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