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Volkmann, Ludwig [Hrsg.]
Die graphischen Künste der Gegenwart (Band 3): Das moderne Buch — Stuttgart, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37737#0742

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276_DIE NEUE BUCHKUNST_*
zunächst noch ganz unberührt. Unsere Buchkunst ging erst ganz allmählich von der
äußeren Ausstattung auf die innere über.
Cr Aber von weittragendem Einfluß war die Kunstzeitlchrift »Pan« rühmlichen An-
gedenkens. Ich glaube, wir können die erste Belebung der Buchkunst in Deutlchland
von der Begründung des Pan im Jahre 1895 datieren. Die Kunstkenner und Kunst-
freunde, die den Pan zum Träger der neuen künstlerilchen Kultur machten, gaben
ihm auch ein Gewand von so künstlerilcher Vornehmheit, wie es nie vordem, auch
seither nicht wieder einer Zeitlchrift zuteil geworden ist. Drugulin war sein ästhetilch
feinfühliger Drucker. Für den Buchlchmuck an Initialen, Zierstücken und Seiten-
umrahmungen fanden neben Klinger, Greiner, Thoma, Sattler, junge Künstler wie
Fidus, Pankok, Eckmann, Th. Th. Heine und E. R. Weiß ihre erstmalige Betätigung
für die Buchdekoration.
Cr Wenn wir nach den Verlegern fragen, die zuerst auf eine zeitgemäße künstlerilche
Durchbildung ihrer Verlagswerke in Druck, Satz, Buchlchmuck und Einband Gewicht
legten, so mülsen wir dankbar als ersten, als Bahnbrecher Eugen Diederichs nennen,
der damals, 1896, seinen Verlag begründete. Diederichs ist bis heute unablässig bemüht
gewesen, jedem Buche seines Verlags eine seinem Inhalt entsprechende, ich möchte
sagen individuelle Ausstattung zu geben. Mit liebevoller Sorgfalt wählte er, fast für
jedes Buch anders, das Druckpapier, die Type, die Satzanordnung, den Zierat, Vorsa£
und Einband, ln allen kleinsten Einzelheiten, z. B. im Titelsa^, in der Anordnung der
Seitenzahlen und Kopftitel, der Druckvermerke, suchte er etwas Heues, Originelles zu
geben. Er hat, lebhaften und beweglichen Geistes, viel experimentiert, aber sein feiner
Geichmack, sein buchästhetilches Gefühl bewahrten ihn davor, im Heuen etwa absurd
zu werden. Und seine mancherlei Experimente haben anderen Verlegern und auch
Künstlern viele Anregungen gegeben. Er hat, was ihm nicht hoch genug angerechnet
werden kann, und womit er mutig vorangegangen ist, von Anfang an junge Künstler
herangezogen, wie Cilsarz, Fidus, Vogeler, Lechter, Behrens, E. R. Weiß, Ehmcke
und manche andere, und ihnen nicht nur den bildlichen und ornamentalen Schmuck,
sondern die ganze Druckeinrichtung übertragen. Ebenso wie er neue Künstler an die
Bucharbeit heranzog, hat er nicht nur den bewährten, durch künstlerilche Arbeit
bekannten Druckereien wie Drugulin, Holten, Breitkopf & Härtel Druckaufträge
gegeben, sondern er fand auch von den noch weniger bekannten Offizinen diejenigen
heraus, die mit ihm neue Wege gehen wollten, wie Poeschel & Trepte, die Steglitzer
Werkstatt, und wußte wieder andere, z. B. die Spamerlche Druckerei, durch seine
Aufträge überhaupt erst zu gelchmackvoller Arbeit anzuregen.
Cr Heben Diederichs, dem das Verdienst bleibt, in die damalige Gleichgültigkeit der
deutlchen Verleger gegen künstlerilche Buchausstattung die erste Brelche gelchlagen
zu haben, trat ein paar Jahre später der ln sei-Verlag. Hach dem Pan begründeten
1899 die jungdeutlchen Dichter Bierbaum, Heymel, Schröder eine neue literarilch-
künstlerilche Zeitlchrift »Die Insel«. Sie wurde bei Drugulin vornehm gedruckt mit
künstlerilchem Schmuck von Lemmen, Vogeler, Th. Th. Heine und E. R. Weiß. Die
 
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