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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0051
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Die Emblematik und ihre Auswirkungen:
Impresen und Devisen.

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*> De verborum significatione, Lyon 1530. — Über Alciati vgl. Henry Green, Andrea Alciati and bis Books of
Emblems, London 1872, sowie derselbe, Andreae Alciati Emblematum fontes quatuor (Foimtains of Alciat>, London 1870,
und Andreae Alciati Emblematum Humen abundans (The full stream), 1871, mit Wiedergabe der wichtigsten Ausgaben und
einzelner Blätter aus anderen Ausgaben, von 1531 bis 1551.
Die Briefe des Alciati an Calvi sind abgedruckt in Marquardi Gudii Epistolae etc., Lyon 1711, S. 75 ff.
6 Volk mann, Bilderschriften der Renaissance.

Es liegt eine sehr merkwürdige Kreuzung der Umstände darin, daß Pierio Valeriano, der sich sonst
als formgewandter Dichter zeigte, gerade auf dem Gebiete der Hieroglyphik seine Lebensaufgabe in
einer schier unerschöpflichen Stoffsammlung suchte, während umgekehrt einem Gelehrten, noch dazu
einem Juristen, es vorbehalten blieb, diese damals allgemein interessierenden Fragen in die leichtere und
flüssigere Form der Poesie zu gießen und damit zu breitester praktischer Auswirkung zu bringen:
Andrea Alciati <1492 —1550), dessen Name untrennbar mit dem Begriff der Emblematik verknüpft
bleiben wird. Aus Mailand stammend, studierte er einige Jahre in Bologna und dürfte hier unter dem Ein-
fluß des Fasanini auf den Gedanken gekommen sein, die hieroglyphischen Gedanken in Verse zu fassen,
wie dies jener ja ausdrücklich als einen der Zwecke seiner Horapolioübersetzung bezeichnet hat. Die
Herkunft seiner »Emblemata« von den Hieroglyphen aber hat Alciati selbst in seiner Schrift »Über die
Bedeutung der Worte«") deutlich bekannt, indem er schrieb: »Worte bezeichnen etwas, Dinge werden
bezeichnet. Dennoch bezeichnen auch Dinge mitunter etwas, wie die Hieroglyphica bei Horus und
Chaeremon, zum Zeugnis dessen auch wir ein Büchlein verfaßten, dessen Titel Emblemata ist«. Neben
Horapollo weist er damit auf die Hieroglyphen des Colonna hin, die man ja, wie schon mehrfach er-
wähnt, auf Chaeremon zurückführen zu dürfen glaubte. Und in einem Briefe an den Buchhändler
Francesco Calvi sagt er 1521 über sein Werk: »In den einzelnen Epigrammen beschreibe ich etwas, das
aus der Geschichte oder den Naturdingen irgend etwas Geschmackvolles bedeutet, woraus die Maler,
Goldschmiede, Gießer jene Art von Gegenständen schaffen können, die wir scuta (Plaketten, MedaiL
lons> nennen und an die Hüte heften oder als Abzeichen führen, wie der Anker des Aldus, die Taube
des Frohen oder der Elefant des Calvus, der so lange kreißt und nichts gebiert.« Daß er die hiero-
glyphischen Verlegerzeichen des Aldus und des Baselers Froben als Beispiele nennt, scheint auf die
Bekanntschaft mit den Adagien des Erasmus zu deuten, der diese besprochen hat,- der »Elefant des
Calvus«, gleichfalls auf ein Sprichwort bei Erasmus zurückgehend, ist eine in den Briefen mehrfach
vorkommende Stichelei auf dessen bedächtige Langsamkeit, die den Alciati schließlich anderen Ver-
legern zuführte**). —- Bedeutungsvoll ist auch die Persönlichkeit, der die erste, 1531 in Augsburg bei
Heinrich Steyner erschienene Ausgabe gewidmet ist: der Kaiserliche Rat Konrad Peutinger in Augs-
bürg <1465 —1547), welcher in Griechenland eine Horapoliohandschrift gekauft hatte, deren Übersetzung
von B. Trebatius 1515 in Augsburg erschien und gleichfalls ihm gewidmet war <s. unten). So spielen hier
bereits die Beziehungen mehrfach über die Alpen hinüber, und wieder erweisen sich dabei die Hiero-
 
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