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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0070
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Die Hieroglyphik nördlich der Alpen.

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Abb. 55. Zeichnung und’ Randnotiz J. Groliers in den
Adagien des Erasmus, Aus Revue des Bibliotheques VI.

Es wurde bereits der besonderen Beziehungen gedacht, die zwischen Italien und Frankreich durch
den Einfall der französischen Truppen und namentlich durch die lange Besetzung Mailands herbeF
geführt wurden. Wie hierdurch die französische Mode der Devisen in Verbindung mit der italienL
sehen Emblematik zu neuen Formen führte, so hat umgekehrt die Hieroglyphik der italienischen Huma-
nisten auch auf diesem Wege Verbreitung in Frankreich gewonnen, wo ja klassische Studien schon
bald fruchtbaren Boden gefunden hatten,- und es ist für den Bücherfreund eine ganz besonders sym-
pathische Tatsache, daß sich als solcher Vermittler gerade ein Mann offensichtlich nachweisen läßt,
der einer der bekanntesten Liebhaber und Sammler guter und schöner Bücher gewesen ist: Jean Grolier,
der damals mit der französischen Armee nach Mailand gekommen war.
Jean Grolier de Servier, Vicomte d'Anguisy, geboren 1479 in Lyon, gestorben 1565 in Paris, war
1510—'35 Generalintendant und zugleich politischer Gesandter in Mailand und Rom. Seine literarF
sehen Interessen brachten ihn bald mit den bedeutendsten Gelehrten in persönliche Beziehung, und seine
Freigebigkeit — er soll nach einem Essen den Gästen mit Gold gefüllte Handschuhe verehrt haben —-
wurde von den Humanisten durch Widmung zahlreicher Werke an ihn gelohnt. Darunter befanden
sich auch die Antiquae lectiones des Caelius Rhodiginus <s. oben>, in denen ausführlich von den
Hieroglyphen und insbesondere von Horapollo und
Chaeremon die Rede war,- Chaeremon aber be-
deutete, wie wir sahen, stets die Hypnerotomachia
Poliphili! Gewiß hat Grolier mit Rhodiginus über
alle diese Fragen gesprochen, und es sind ihm da-
bei diese beiden grundlegenden Werke der Hiero-
glyphik genau bekannt geworden, die auch für
Frankreich von maßgebendem Einfluß werden sollten.
Auch mit Aldus Manutius war Grolier befreun^
det, und es war geradezu ein festliches Ereignis,
wenn dieser nach Mailand kam und den dortigen
Gelehrtenkreis aufsuchte. Von einem solchen Besuch
im Jahre 1508 ist das urkundliche Zeugnis in Ge-
stalt einer eigenhändigen Zeichnung und Randnotiz
Groliers in dem aus seinem Besitz stammenden
Exemplar der Adagien des Erasmus erhalten; er
gibt die Titusmünze mit dem Anker und Delphin wieder, die P. Bembo dem Aldus geschenkt hatte, und
bemerkt dabei, daß Aldus sie ihm bei seinem Besuch in Mailand selbst gezeigt habe*>. Von dem
*> Ex eodem nomismate, cujus nobis ipse Aldus, cum Mediolani apud nos esset, copiam fecit, hoc exemplar deductum
propriam et inscriptam hic effigiem refert fidelissime Jo. Grolierius Lugdunensis. Vgl. de Grouchy, A propos d'un livre de
Jean Grolier, Paris 1894, und L. Dorez, La Marqtie d'Alde. Etudes Aldines I, Revue des Bibliotheques VI <1896), S. 147

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