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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0128
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Anhang.

Hieroglyphen und Embleme in den Drucker- und Verlegerzeichen
<Signeten>.
Wir haben es vermieden, den zahlreichen Anwendungen nachzugehen, welche die Hieroglyphik
und Emblematik auf allen Gebieten des Kunstgewerbes gefunden hat, und deren bei den Impresen
wenigstens im allgemeinen mehrfach gedacht wurde. Ein Sondergebiet aber darf in dieser dem Buch-
wesen dienenden Veröffentlichung nicht ganz übergangen werden: die Signete der Drucker und Ver-
leger, deren häufige und tiefgehende Beeinflussung durch die Hieroglyphen und Embleme der Renaissance
wohl mehrfach in Einzelfällen richtig erkannt und angedeutet, aber merkwürdigerweise noch nirgends
zusammenhängend behandelt worden ist. Auch hier kann es sich dabei nur um einen grundsätzlichen
Hinweis zu weiterer Ausführung handeln*), —
Den besten Ausgangspunkt bietet das berühmte Zeichen des Aldus Manutius, der vom Delphin
umwundene Anker mit dem Motto »Festina lente« <Abb. 68), über dessen Zusammenhang mit den
Poliphilohieroglyphen und dessen Besprechung durch Erasmus oben bereits gehandelt wurde. Es lag
ja nur zu nahe, daß die Verleger, die oft genug Werke aus diesem Ideenkreise herausbrachten und
den betreffenden Gelehrten und Künstlern persönlich nahestanden, nun auch ihrerseits ihren Werken
eine derartige Persönlichkeitsmarke aufprägen wollten, und es ist daher unumgänglich nötig, daß
jeder, der sich mit den Signeten ernsthaft beschäftigen und namentlich ihre Entstehung richtig begreifen
will, die hieroglyphische und emblematische Literatur sorgfältig zu Rate zieht**). Die Verleger gingen
bei ihrer Wahl mit mehr oder weniger Eigenart zu Werke, und neben manchen originellen Schöpfungen
finden sich zahlreiche Anlehnungen, bloße Benutzungen von Vorlagewerken oder sogar direkte Nach-
ahmungen fremder Zeichen. Gerade das Signet des Aldus hat oft als Vorlage gedient, und die
Marques Typographiques von L, C. Silvestre <Paris 1853) enthalten eine ganze Reihe von Nachbildungen
derselben durch andere Verleger, so Nr. 149. Jehan de Channey in Lyon und Avignon, 1510 —1536/
Nr. 317. Ambrois Brillard in Bourges, um 1580, mit dem Motto »Sic propere cunctandum«,- Nr. 482.
Robert Coulombei in Paris, 1578 — 1627, unter Beibehaltung der Bezeichnung Aldus (ebenso Nr. 142.

*> Nur nebenbei sei erwähnt, daß auch in den Wasserzeichen der Papiere emblematische Motive vorkommen, so das
Einhorn, der Bär, Anker, Delphin, das Stachelschwein Ludwigs XII., die gewundenen Säulen Karls IX. u. a. VgL Briquet,
Les filigranes Nr. 4432—49, 12444 — 52 usw. —
**) Im Vorwort zum 1. Band (Elsaß} seiner großen Publikation der Büchermarken spricht Heitz von Signeten mit
Emblemen, Symbolen, Allegorien und Sinnbildern, ja von »hieroglyphischen Kompositionen oder Gebilden der Phantasie«,
ohne den Zusammenhang mit der zeitgenössischen Literatur zu streifen oder dann bei den einzelnen Signeten nachzuweisen.
Die verdienstvolle Arbeit von A. Meiner, Geschichte des Deutschen Signets (Zeitschrift des deutschen Vereins für
Buchwesen und Schrifttum 1922, Nr. 1—3} hat diese Seite des Problems wohl absichtlich übergangen und sich auf eine erste
grundsätzliche Ordnung des überreichen Materials beschränkt. —
Il8
 
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