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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0129
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Bernard Turrisan in Paris)/ Nr, 509. Antoine Fardif in Lyon, um 1580, mit der dem Namen ange-
paßten Beischrift »Festina tarde«. Diese Beischrift haben auch Gabriel Cartier, 1613, sowie Pierre und
Jacques Chouet in Genf, um 1625, und einige andere daselbst <Heitz, Genfer Büchermarken, Nr. 27,
35, 37 u. a.). In Deutschland führte Christian Theophilus Ludewig, Wittenberg 1700, eine Münze mit
Anker und Delphin, als Motto »Festina lente«, darüber noch einen Kranich mit Stein in der Kralle
und der Beischrift »Cura et vigilantia« <Friedr. Roth^Scholtz, Insignium Typographicorum descriptio,
1765). Noch heute benutzt das Zeichen und Motto des Aldus der Verlag der Ärztlichen Rundschau
in München, dessen Inhaber Otto Gmelin sich dabei auf eine alte Familientradition berufen kann.
Schon 1562 nämlich hat sein schwäbischer Vorfahr Vitalis Gmelich ein Wappen geführt, das im quer-
geteilten Felde oben drei Anker und unten einen Delphin zeigt, dazu die Worte »Festina lente«. Ob
die Vermutung, daß die Familie ursprünglich aus Rom stamme und dort Lentulus geheißen habe
(Lentulus = gemächlich, davon Gmächlin!) mehr ist, als eine der vielen hübschen Wappensagen, wage
ich nicht zu entscheiden,- jedenfalls besagt die Übernahme des italienischen Wahrzeichens, wie aus
vorstehendem ersichtlich, in dieser Hinsicht wenig <vgl. Ed. Gmelin, Stammbaum der Familie Gmelin,
jüngere Tübinger Linie, München 1922). Die Florentiner Büchermesse 1922 brachte das Signet des
Aldus gleichfalls auf ihren Drucksachen an.



AMente,


Abb. 96. Signet des Heinrich bzw,
Melchior von Neuß (nach Alciati).

Abb. 97. Signet des Pierre Regnault,
Paris (nach Poliphilo).

Auch die Variante, welche Andrea Alciati diesem Motiv gegeben hat, indem er den Spruch »Eile
mit Weile« durch einen Pfeil und den die Schnelligkeit der Schiffe hemmenden Fisch Echene'is versinn-
bildlichte, hat als Signet Verwendung gefunden, und zwar in direkter Kopie nach Alciati durch Heinrich
bzw. Melchior von Neuß, zwischen 1529 und 1558 (Heitz-Zaretzky, Kölner Büchermarken, Taf. IX,
Nr. 27), und Bartholomäus Westheimer <Calybaeus>, 1533 und 1536 (Basler Büchermarken Nr. 159/60),
LInmittelbar dem Poliphilo entlehnt ist sodann ein Zeichen, welches der Pariser Drucker und
Verleger Pierre Regnault, 1496-' 1546, verwendete, und das ganz nach dem zweiten Obeliskenrundbild
Colonnas (Abb. 12) gebildet ist. Da sehen wir genau wie dort den Schlangenstab, die sich verwan-
delnden Elefanten und Ameisen, je ein Gefäß mit Feuer und mit Wasser,- die Bänder enthalten die
Erläuterung der Hieroglyphe: Concordia parve res crescunt, discordia magne dilabuntur, sowie den
Namen des Verlegers. Leon Dorez hat in der Revue des Bibliotheques a. a. O. auf diese und andere
Zusammenhänge schon hingewiesen. — Das gleichfalls von Erasmus besprochene hieroglyphische
Signet des Joh. Froben in Basel (Abb. 69) wurde oben mit dem des Aldus erwähnt, Verwandt damit

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