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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0058
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F.rühstück oder Abendessen als Unterhaltung gelesen. Ein anderer deutscher Übersetzer, Jeremias
Held in Nördlingen (Frankfurt a. M. 1566), empfiehlt die Sinnbilder noch besonders als Muster für
Maler, Goldschmiede, Sticker und Bildhauer, ganz wie dies Alciati selbst getan hat.
Von deutschen Nachfolgern ist der Jurist Nicolaus Reusner zu erwähnen, von dem 1581 »Em-
blemata partim ethica et physica, partim vero historica et hieroglyphica« in Frankfurt a. M. bei
J. Feyerabend erschienen, mit Holzschnitten von Virgil Solis. Der Sammlung ist ein Lobgedicht von
Sambucus vorgedruckt, dem auch ein Emblem <11, 3. Krokodil) gewidmet ist. Der Inhalt besteht aus
mythologischen und biblischen Gegenständen und hängt, wie schon der Titel sagt, unmittelbar mit der
Hieroglyphik zusammen, so z. B. I, 15. »Ars victrix naturae«, Amor auf einem von Löwen gezogenen
Wagen, nach Valeriano,- II, 15. Die Störche ganz nach Valeriano bzw. Alciati,- II, 18. Elefant mit
Trophäe,- II, 27. Toter Löwe mit Hasen: »Cum laris luctari nefas«, sowie II, 31, Wappenschild mit
Schwan wie bei Alciati,- II, 34. »Cura sapientia crescit«, Kranich mit Stein in der Kralle, nach Hor-
apollo bzw. Valeriano,- III, 26. Narcissus und III, 28. Ikarus wieder nach Alciati.
Ein anderes Emblemwerk Reusners erschien 1587 in Straßburg, mit Holzschnitten von Tobias
Stimmer, betitelt: Aureolorum emblematum liber. Es sind lateinische Sinnsprüche mit lateinischem und
deutschem zweizeiligem Text, der manchmal in recht plumpen Knittelversen besteht. Als Beispiel diene
Nr. 127, Der Frosch. Die Überschrift lautet: Spes alterae vitae, die Verse:
Vere novo remeat, sub Brumam rana sepulta: Frosch lebt im Lentz / Winterszeit todt /
Mortuus in vitam sic redit alter homo. Vom Todt erweckt Mensch lebt durch Gott.
Für die Qualität dieser Erscheinung ist schon der Umstand bezeichnend, daß mehrmals der gleiche
Holzschnitt unbedenklich für verschiedene Gegenstände verwendet wurde. Am, Schluß sind noch die
Jahreszeiten und <ohne Bilder) die Künste, Tugenden, Planeten usw. behandelt, was später mehr und
mehr Sitte wurde. Alle Embleme sind bestimmten Persönlichkeiten gewidmet.
Von dem nach Frankfurt a. M. übergesiedelten niederländischen Kupferstecher Theodor de Bry
erschienen dort 1593 »Emblemata nobilitati et vulgo scitu digna« <Stam Und Wapenbuchlein). Neben
seinen köstlichen Wappenstichen sind darin auch lateinische Sinnsprüche mit Mildern und prachtvollen
Ornamenträndern enthalten. Die Kompositionen sind zum Teil nach Art der »Imprese« mehr heraL
disch gehalten, zum Teil rein figürlich und bildmäßig empfunden.
Gleichfalls von de Bry gestochen sind die Zeichnungen zum »Emblematum liber« von Jean
Jacques Boissard <Vesuntinus), Frankfurt 1593. Es sind öde, schwülstige Allegorien mit Erklärungen
in Prosa und Vers, ohne sichtbaren Zusammenhang mit der übrigen Emblematik.
Sehr wichtig für die Verbreitung der emblematischen Strömung in Deutschland war dagegen der
Nürnberger Arzt Joachim Camerarius mit seinen »Symbolorum et Emblematum Centuriae III«,
Nürnberg 1590, 1595, 1597, Paul Kaufmann, denen später noch eine vierte folgte. Der erste Teil ist
der Pflanzenwelt, der zweite den vierfüßigen Tieren, der dritte den Vögeln und Insekten, der vierte den
Fischen gewidmet. Die Abstammung von Alciati und der Hieroglyphik ist hier offenbar, und die Ent-
stehung der Symbole wird in einer Einleitung nach Claudius Minos direkt von den Ägyptern und
Chaldäern hergeleitet, mit zahlreichen Belegen aus alten Schriftstellern, besonders Clemens Alexandrinus
und Horapolio. Danach werden die pythagoreischen Symbole, die Herkunft der Wappen, die ver-
schiedenen Arten der Symbole und Embleme gründlich besprochen. Die Bilder, in Kupferstich, sind
kreisförmig, über jedem steht ein Sinnspruch, darunter ein lateinisches Distichon. Die offenkundigen
Anlehnungen an italienische Vorbilder sind zahlreich, so z. B. im ersten Teil die Gurke als. Sinnbild
der Vergänglichkeit, nach Alciati: Cito nata cito pereunt. Im zweiten Teil beginnen die Säugetiere
gleich mit den bekannten Bildern des Elefanten, der den Mond anbetet <Pura placet pietas) und mit
Lämmern weidet (Mansuetis grandia cedunt), wie bei Valeriano; auch das Einhorn, das mit seinem
Horn den von Schlangen vergifteten Quell reinigt <Nil inexplorato), und das Kamel mit der schweren
Traglast <Nil ultra vires) sind ebenso häufig wiederkehrende Motive, wie der Biber, das Stachelschwein,
der Cynocephalus, das Krokodil u. a.‘ Die ihr ungestaltes Junges leckende Bärin mit dem Spruche
»Natura potentior ars« wird auch hier als Tizians Motto genannt. Neu ist der pfotensaugende Bär
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