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Freie Concurrenz in England. 131

Zwanzigster Brief.

London, den 9. August.

Obgleich das Parliament noch immer versammelt
ist, so wird doch London jetzt auffallend leerer, und
täglich sieht man stattliche Reisewagen in den Stra-
fsen stehen. Auch die Abendgesellschaften werden
daher seltener. Kürzlich wohnte ich einer Sitzung
eines Vereins von Architecten bei, welcher sich erst
im Laufe dieses Sommers hier gebildet hat, und wozu
ich von dem Secretair der Gesellschaft, William L.
Donaldson, einem Architecten, welcher sich gleich
sehr durch seine Bildung, wie durch seine Lie-
benswürdigkeit auszeichnet, eine Einladung erhalten
hatte. Es ist bekanntlich characteristisch für Eng-
land, in Vergleich zu den anderen Ländern Europa's,
dafs das Meiste, was in diesen nur von den Regie-
rungen ausgeht und gehandhabt wird, hier lediglich
von Privatleuten unternommen und ihrem freien Be-
trieb überlassen ist. Den Grundsätzen, dafs für jeden
Einzelnen der eigene Vortheil der beste Lehrmeister
ist, für Alle aber die freieste Concurrenz nothwendig
die wohlthätigsten Folgen hat, verdankt England
hauptsächlich seine gepriesensten und grofsartigsten
Werke, seine zweckmäfsigsten Anstalten, so wie den
aufserordentlichen Vorsprung, welche es vor anderen
Landern voraus hat. Es sind nämlich dadurch nicht
allein eine nnermefsliche Masse von Kräften zur freien
und eigenthümlichen Entwickelung gekommen, son-
dern die Erfahrung hat gelehrt, das Spiel derselben
unter einander in ein so glückliches Verhältnifs zu
bringen, dafs sie von allen Seiten sich unterstützend
 
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