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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0077

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Gewändern ist licht und bunt, die Ausführung sehr fleissig. Am
oberen Bande befindet sich, sehr gut, die Errichtung der ehernen
Schlange. Die Paginirung endigt vor Ostern mit 553. S. 1 des
neuen Theils enthält oben das vollständige Wappen des Erzherzogs
Ferdinand, unten das Monogramm des Hoefnagel und 1586, woraus
hervorgeht, wie weit er um diese Zeit gekommen war. Hier tritt
nun recht der eklektische Charakter hervor. So hat er S. 30 zum
Vorbild der allegorischen Figur „Extrema gaudii“ eine antike
Maenade, und in der Figur des Todes auf S. 31 wieder Michel-
angelo nachgeahmt. Für die Darstellung phantastischer Thiere,
z. B. von Drachen, benutzt der Künstler seine Naturkenntnisse,
so erscheint S. 44 ein solcher als ein recht gut bewegtes, geflü-
geltes Krokodil. Bisweilen sind die reizenden Engel des Clovio
geradezu nachgeahmt, so auf S. 56 und S. 78. Seine Kenntniss
der antiken Architectur zeigt unter andern S. 109, ein von vier
sehr zierlichen corinthischen Säulen unterstütztes Giebelfeld. Von
S. 168—173 sieht man nach der alten Art, Pflanzen, Insecten
und Vögel, Fasane, Aras, Strausse, Ibis, von seltner Schönheit des
Machwerks, indess zum Unterschied der früheren Zeit in etwas
symmetrischer Anordnung. Darauf beginnt ein dritter Theil mit
neu anfangender Paginirung. S. 15 überrascht eine für jene Zeit
recht naturwahre Giraffe. Bei dem Fest des Apostels Petrus finden
sich an den Seiten des Bandes die Säulen des Trajan und Marc-
aurel, unten eine römische Ruine und die, wesentlich nach der be-
kannten Bronce auf dem Capitol genommene, Wölfin. Auf S. 33
muss ich auf den wunderschönen Zweig mit rothen Bosen und
die Schmetterlinge, und etwas weiter hin auf die ganz in der
Weise der älteren niederländischen Miniaturen höchst meisterlich
ausgeführten Früchte, einen Apfel, eine Kornähre, einen Erdbeer-
zweig, eine Birne und eine halbe Nuss aufmerksam machen. In
einer Vignette, welche Christus vorstellt, wie er seinen Jüngern
die am Himmel erscheinenden Zeichen zeigt, sind die Motive der
letzteren frei nach Baphael genommen. Ein Beispiel des Mischens
antiker Gegenstände mit Vorstellungen aus dem christlichen Kunst-
kreise gewährt die Darstellung der Kreuzesfindung, S. 84, wo der
durch dasselbe vom Tode Erweckte auf demselben sitzt, und zu
den Seiten sich als Marmorstatuen einerseits Venus, ein flam-
mendes Herz auf der Beeilten, mit der Inschrift Almae Veneri,
andererseits Amor mit goldnem Bogen und Köcher, eine sehr hübsche
Figur, befinden. Der Tag aller Seelen, S. 181, ist nur durch einen
Sarcophag, worauf die Jahreszahl 159, mit zwei Schädeln angedeutet.
Auf der Seite 184 als der letzten, welche von den Todtenmessen
handelt, befindet sich die oben erwähnte lateinische Inschrift.
 
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