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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0122

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sehr kurz und dick. Die nach zwei unschönen Typen gebildeten
Nasen weichen indess ab. Das Machwerk ist von grosser Roheit
und ohne jegliche Angabe von Schatten. Das Schwere und Matte
der Farben, besonders blau, roth und grün, ist ebenfalls von den
hellen und klaren der Chinesen verschieden. Der Grund ist golden.
Dagegen sind die Ränder sehr geschmackvoll in den, Mustern und
den Farben der Ornamente arabischer Architectur ausgeführt.
Bl. la stellt, wohl ohne Zweifel, den Dichter im Turban auf
einem Thron vor, einen Becher in der Hand, welchem zwei Figuren
mit Flügeln eine Binde über den Kopf halten, zunächst am Thron
zwei andere mit Bechern, und vier, welche musiciren. In der
Mitte endlich ein Jongleur. Das Fleisch ist von sehr röthlicher
Farbe. Die immer eine halbe Seite einnehmenden Vignetten vor
den übrigen Makamen stellen immer den, seine Gedichte vor
seinen mit Turbanen und prächtigen Kleidern angethanen Zuhörern
recitirenden Hariri dar. Einmal besteht sein Auditorium nur in
einem scheusslichen Kinde.

Manuscripte mit persischen Miniaturen.
Die folgenden Manuscripte gehören nach der Bestimmung von
Hammer, auf dessen Catalog sich die Citate beziehen, sämmtlich
dem 16. Jahrhundert an. Sie sind auf einem meist sehr glatten
Papier geschrieben, und die ledernen Einbände, sowohl von Aussen,
als von Innen reich und geschmackvoll, öfters selbst mit figürlichen
Vorstellungen verziert. Die Gegenstände der Bilder sind, mit
wenigen Ausnahmen, weltlichen Inhalts, meist Jagden, Trinkgelage,
Kämpfe. In den Köpfen ist nur eine geringe Abwechslung wahr-
zunehmen, allen sind, mehr oder minder, die nach den Schläfen
hinaufgezogenen Augen gemein, die Verhältnisse sind meist richtig,
die Erfindungen öfter glücklich, namentlich die Handlungen recht
lebendig ausgedrückt, die Farben mannigfaltig und blühend, in
den Gewändern öfter von seltner Pracht, die Kenntniss der Per-
spective fast gar nicht vorhanden, der Hintergrund golden, die
Angabe von Schatten sehr gering, die Behandlung meist sehr
zierlich und sicher. Die einzelnen Manuscripte sind:
Der Fruchtgarten Sadis (Nr. 103, S. 217) in klein Folio.
Auf der Schauseite des schwarzen Bandes mit goldnem Rande,
welche nach orientalischer Sitte unserer Rückseite entspricht, sind
 
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