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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0110

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Magdalena, Bl. 140b, in Motiv, Zeichnung und Ausdruck am
meisten aus. Der Einband von braunem Leder mit feinem, ein-
gepressten, goldnen Geriemsel und den Wappen beider Familien in
Silber und Schmelzarbeit an den Beschlägen der Hespen ist wohl
sicher der ursprüngliche.

Die italienische Schule.
Sowohl der Zahl als dem Kunstwerth nach müssen die Hand-
schriften mit Miniaturen aus der italienischen denen aus den bisher
betrachteten um Vieles nachstehen. Sie gehören sämmtlich der
zweiten Hälfte des 15. und dem 16. Jahrhundert an, mithin den
Epochen der schon auf einer hohen, und auf der höchsten Stufe
der Ausbildung befindlichen Kunst an.
Die sechs Triumphe des Petrarca, Nr. 2649, in Octavo, von
ungemein zierlicher Schrift aus der Bibliothek des Prinzen Eugen,
welchem es den 7. Juli 1725 von dem Cardinal Albani, bei der
Abreise des Prinzen aus Pom, geschenkt worden ist. Am Ende
befindet sich in goldnen Buchstaben die folgende Inschrift: „Fran-
cisci petrarcae Poetae Clarissimi Triumphorum Uber explicit. Per me
Jacobum veronensem die XVIII Mensis Junii. M° cccc° LVIIII.“
Der Kunstwerth der jene sechs Triumphe darstellenden Bilder ist
mässig, die Fleischtheile nur leicht in Braun so angetuscht, dass
in den Lichtern das Pergament nicht bedeckt ist. Die Initialen
wie die Ränder der Bilder sind indess mit dem für italienische
Miniaturen so charakteristischen weissen Geriemsel mit farbigen
Füllungen, in denen einzelne Thiere, reich geschmückt. Auf Bl. 3 a
befindet sich über dem Titel in goldner Schrift der am Ufer eines
Baches schlafende Petrarca, ein Figürchen von gutem Motiv. Unter
Cypressen eine Hirschkuh mit zwei Jungen, hinten eine Stadt.
Die Blätter der Bäume sind in Gold gehöht. Auf den beiden
Seitenrändern unten Gefässe von hübscher Form, in Braun und
Gold, woraus feine goldne Gewinde, in den schöne Blumen sprossen,
auf deren einer ein zierlicher Amor mit dem Bogen. Auf dem unteren
Rande in der Mitte ein Acanthuskelch, um welchen zwei Liebesgötter
ein goldnes Band schlingen, und aus welchem sich zwei ähnliche
Windungen entwickeln. Auf der Seite gegenüber der Triumph der
Liebe, eine sehr reiche Vorstellung, bei der besonders auffallend,
dass sich vor dem Triumphwagen ein gefesselter Papst befindet.
In den meist blauen Füllungen des reichen Geriemsels des Randes
 
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