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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0109

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101

Frau wieder an D. Ghirlandajo, und sind auch die vier Cameen
sehr artig. Eine der zartesten ist aber die „diva Faustina“ des
Randes Bl. 47 b, wo die Schatten, wie auch sonst in einem lichten
Grau, fein abgetönt sind. Die Erweckung des Lazarus, Bl. 60 b,
ist in der etwas styllosen Composition, den individuellen, aber
keineswegs im Charakter italienischen Köpfen, für mich ein neuer
Beweis des spanischen Ursprungs. Die spangrüne, mit Gold gehöhte
Landschaft ist ganz in der Weise französischer Miniaturen. Der
Rand enthält wieder sechs Darstellungen aus der antiken Welt und
eine Camee mit zwei Bildnissen (capita jugata). Auf der Seite gegen-
über ist der Tod auf einem schwarzen Pferde dargestellt, wie er
mit, der Sense über ein Feld Niedergemähter einher sprengt. Er
ist von trefflichem Motiv. Auf dem oberen Rande drei Schädel
mit purpurnen Spruchbändern, worauf die Sprüche „mors equat“,
„nemini par oho“ (sic) und „memento mori“. Ein Einsiedler deutet
auf die Schädel. Auf dem unteren Rande, in zwei Runden, der
Consul Marcellus zu Pferde, einen Feind niederbohrend, und ein
Tropheum. Auf Bl. 69 b in einem V ein Geripp mit der Beischrift
„Memento mori11. Im Runde fünf Schädel. Unten Cameen von
geringerer Hand. Auf Bl. 76a erscheint wieder der Tod in einem
D als Büste. In dem schwarzen Runde mit schönen, farbigen
Arabesken im Geschmack der Renaissance, oben ein gekrönter
Schädel, an der Aussenseite eine Gruppe von dreien, unten drei
andere mit leichten Kronen. Sehr sinnreich ist auf Bl. 91a in
dem M des Miserere ein betender Priester angebracht. Auf dem
Seitenrande drei Trauernde in schwarzen Caputzen, auf dem unteren
ein betender Bischof von einem Gerippe angeredet. Bl. 102 b ist
in dem, in Goldstoff und mit Gold gehöhtem Purpur gekleideten,
knieenden David in dem feinen Köpfchen die Reue sehr gut aus-
gedrückt, auch der hellbraune Rand mit in Gold gehöhten Arabesken
von besonderer Eleganz. Maria mit dem Kinde, Bl. 123 a, erinnert
in der Auffassung an Giovanni Bellini. Unter den wieder trefflich
gemachten Cameen des Randes zeichnet sich der nach der bekannten
antiken Composition des Diomed mit dem Palladium genommene
Meleager mit dem Eberkopf und eine Meduse aus. Wie wenig die Ur-
heber der Ränder und der Bilder auf einander Rücksicht genommen,
zeigt Bl. 128 a, wo sich zwischen einem nackten Paar und einem
Satyr, Christus vor Pilatus befindet. Auf der nächsten Seite sind
die Arabesken von Purpurgrund, von ausgesuchter Schönheit. Die
Ausgiessung des heiligen Geistes, Bl. 133 b, hat in dem röthlichen
Fleischton, wie in der grossen Pracht von Farben und Gold den
Charakter französischer Miniaturen. Unter den folgenden Bildern
zeichnet sich das der, nur mit ihrem Haar bekleideten, reuigen
 
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