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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0079

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gebe hier zur Probe die Beschreibung des Blattes vom Januar.
In dem unteren Theil der, noch im Geschmack des 14. Jahr-
hunderts gehaltenen, Buchstaben Kl, welche sich zu Anfang eines
jeden Monats befinden, zwei Füllungen mit den Brustbildern von
Personen, welche auf den Monat Bezug haben, so hier die der
heiligen drei Könige, neben dem Kl. zunächst das Zeichen des
Thierkreises, also hier der Widder, in einer sehr einfachen Land-
schaft mit Pergamentgrund, daneben die auf den Monat bezügliche
Beschäftigung, hier ein vornehmer, unter einem purpurnen Trag-
himmel bei Tafel befindlicher Herr, von vier Leuten bedient;
darunter am Seitenrande, auf jenes Mahl bezügliche Nebenvorstel-
lungen, ein prächtiger Schenktisch, an dessen Decke unten goldne
Lilien auf azurnem Felde, mit dem Schenken, und ein Vor-
schneidetisch, an welchem der Braten auf eine derbe Weise zerlegt
wird. Der untere Rand enthält immer kirchliche Vorstellungen,
so hier, oben Gott Vater als Greis, mit der Beischrift: „Qui omnia
creavit deus est“, unten ein romanischer Bau mit gothischem Giebel,
über dessen Thür die Kirche, als gekrönte Frau mit einer goldnen
Fahne, worauf das Brustbild Christi, daneben, rechts Paulus, als
Apostel der Heiden, links Petrus und der Prophet Jeremias im
Gespräche. Auf dem Rande der zweiten Seite, als halbe, aus
Blumenkelchen hevorragende Figuren, vier Heilige, so hier, oben
in der Mitte, ein heiliger Bischof, wahrscheinlich Marcellus, rechts
Antonius der Einsiedler, unten, in der Mitte, die heilige Agnes,
rechts ein Heiliger in rothem Goldbrokat und mit einer goldnen
Palme. Auf dem Rande an der Seite tin ähnlicher Heiliger, oder
auch eine historische Vorstellung, so hier die Bekehrung des
Paulus, welcher, in der Tracht der Zeit genommen, von einem
Schimmel stürzt. Ausserdem enthalten die Ränder Windungen
mit goldnen Knöpfchen und Blättchen, sowie zierliche Arabesken.
Daraus, dass bei jedem Monate auf der ersten Seite unten ein
Vorgang aus der Geschichte des h. Paulus vorkommt, wie er denn
als allen denen predigend dargestellt ist, an welche er Epistel
gerichtet hat, geht hervor, dass die Person, welche dieses Buch be-
stellt hat, eine besondere Verehrung für diesen Apostel gehabt
haben muss. Die Abwechselung in den lebendigen Motiven des
predigenden Paulus zeigt einen sehr begabten Künstler. Bl. 13 b
ist ganz von bildlichem Schmuck eingenommen. In der Mitte,
oben der Evangelist Johannes jung aufgefasst, wie er an einem
prächtigen, in Gold und Braun ausgeführten Pult von gothischer
Form, worauf der goldne Adler, schreibt; darunter derselbe etwas
bärtig auf Patmos. In den runden Windungen des acanthusartigen
Randes noch sechs Vorgänge aus seiner Legende. In ähnlicher
 
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