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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0162

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Tizian. Eine Pieta. Maria beklagt stehend mit ausgebreiteten
Armen den am Boden liegenden Christus. Feder und Tusche.
Das edle religiöse Gefühl, die Art der bei dem Christus selbst
mageren Formen weisen auf die frühe Zeit des Meisters.
Lief. 244.
* Tizian. Eine Landschaft mit einer Wassermühle. Sepia. Von
vielem Naturgefühl, breit und flüchtig hingeworfen.
* Tizian. Die am Boden sitzende Maria liebkost das Kind.
* Bothel. Von tiefem Gefühl und trefflich componirt, aus der
früheren, besten Zeit des Meisters, sehr breit und geistreich
behandelt.
£ Tizian. Studium zu dem Bildniss der schönen jungen Frau
mit dem Fähnchen in der Hand in der Gallerie zu Dresden.
Sehr geistreich und leicht in schwarzer und rother Kreide
gemacht. Die helle Haltung trefflich. Lief. 22. 109.
Tizian ? Der Tod des Petrus Martyr. Böthel und Bister. Stark
von dem berühmten Bilde des Tizian abweichend, und viel zu
manierirt für ihn in Motiven und Formen. Lief. 5. 25.
* Giovanni Bellini. Maria mit dem Kinde, welches den h.
Joseph liebkost. Sehr fleissig auf grünem Papier, mit röthlicher
und bräunlicher Farbe ausgeführt und in Weiss gehöht. Der
Kopf der Maria ist von edler und wahrer Empfindung. Ich bin
dieser Composition auch schon als Bild begegnet. Lief. 9. 42.
* GiOV. Bellini? Judith ist im Begriff das Haupt des Holo-
* phernes in den Sack der Magd zu stecken. Im Vorgrunde in
Verkürzung sein Körper. Im Gewände gewahrt man in den
engen Falten Einfluss des Andrea Mantegna, doch nach der
Art der weichen und völligen Formen, des Gefühls in dem Kopf
am ersten von Francesco Francia.
g Vittore Carpaccio? In einer weitläufigen Landschaft mit
Bergen und Gebäuden befindet sich im Vorgrunde ein furcht-
barer, auf einem Ochsen reitender Teufel, und umher viele nackte
Männer in den verschiedensten Motiven. Jene Bezeichnung
scheint mir sehr zweifelhaft. Jedenfalls rührt diese sehr geist-
reich in Sepia ausgeführte Zeichnung von einem trefflichen
Meister des nördlichen Italiens her, welcher einen starken
Einfluss des A. Mantegna zeigt.
| Gentil Bellini? Diesen Namen tragen sieben, in schwarzer
Kreide und dem Wischer behandelte, Bildnisse, in Lebensgrösse,
welche mir nach der grossen Ausbildung der Einzelheiten der
Form von einem trefflichen Meister des 16. Jahrhunderts her-
zurühren scheinen. Besonders zeichnet sich eins im Profil und
ein anderes, im Jahre 1860 mit Nr. 5 bezeichnetes, durch die
 
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