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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0332

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im Besitz der Königin, von England in Windsorcastle und einem
in der gewählten Waffensammlung Sr. k. H. des Prinzen Karl in
Berlin, weit übertroffen. In derselben Weise sind auch die Sporen,
das Schwert, der Sattel und die Pferdedecke (das Gereit), der
Zaum und die Stegereife verziert.
S. 224. Die Rüstung von Alexander Farnese, Herzog von
Parma (geb. 1544, j- 1592), blau angelaufen, auf das Reichste
mit erhobenem Bildwerk, das theils vergoldet, theils versilbert
ist, verziert. Dabei Sattel und Reitzeug von entsprechender Arbeit.
Auch hier findet sich ein ähnliches Gemisch von Allegorie und
antiker Mythologie vor, da aber die Ausführung des Einzelnen
ungleich roher ist, als bei der vorigen Rüstung, sehe ich mich
nicht veranlasst, auf eine Beschreibung im Einzelnen einzugehen.
Dagegen ist hier der Eindruck des Ganzen noch reicher, prun-
kender und glücklicher auf Wirkung in die Ferne berechnet, auch
ist die Anordnung und Eintheilung der Einzelheiten von noch
besserem Styl, die Ornamente noch geschmackvoller. Der Styl
und die Verhältnisse der Figuren haben viel von der Schule von
Fontainebleau, an deren Ausbildung bekanntlich Benvenuto
Cellini einen wesentlichen Antheil gehabt. Auf dem Schilde
ist in der Mitte, dem Geschmack jener Zeit gemäss, der Herzog
im Costüm eines römischen Feldherrn dargestellt, dem ein Knieender
die Schlüssel einer Stadt, womit wahrscheinlich Antwerpen ge-
meint ist, überreicht.
S. 134. 34. Die Rüstung des Stephan Bäthori, Königs von
Polen, macht durch das in breitem Striche aufgeschlagene Gold
eine prächtige Wirkung. Merkwürdig ist, dass an dem auf der
Brust befindlichen Christus am Kreuz, mit einem Schnurrbart, die
Schatten nielloartig behandelt sind.
S. 263. Stark gewölbter runder Schild, sehr reich und ge-
schmackvoll, mit getriebener und eingelegter Arbeit im Styl der
besten italienischen Renaissance verziert. In der Mitte, sehr
sinnreich, Herkules, welcher den Antaeus erdrückt, zunächst acht
Felder mit Ornamenten, worin Satyrn, Masken, Genien eine
Hauptrolle spielen. Am Rande in vier Feldern Herkules, im
Hintergründe Cacus, welcher ihm die Rinder raubt, Herkules den
Busiris erschlagend, Samson, welcher dem Löwen den Rachen
aufreisst, und David, der dem Goliath das Haupt abschlägt. Diese
Vorstellungen werden durch Trophäen getrennt. Die Ausführung
des Einzelnen ist hier kunstreicher als an dem Schilde der mai-
ländischen Rüstung. Hiezu gehört eine prachtvolle Sturmhaube
(S. 264) von sehr eigenthümlieher Erfindung. Das Scheitelstück
wird nämlich von einem phantastischen Kopf mit Augen von
 
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