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Waagen, Gustav Friedrich
Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (2. Teil): Manuscripte mit Miniaturen, Handzeichnungen und Kupferstiche in der K.K. Hofbibliothek und Privatsammlungen: K.K. Ambraser-Sammlung, K.K. Münz- und Antiken-Cabinet, Kaiserl. Schatzkammer, K.K. Museum für Kunst und Industrie — Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhhändler, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.68162#0334

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scharfen Züge haben etwas sehr Individuelles und das Ganze
trägt den Charakter der Treue und zeigt einen sehr ge-
schickten Künstler, etwa aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts.
Von den zwei grossen Stammbäumen des Hauses Habsburg
gedenke ich nur des zweiten, etwas späteren (S. 6 ff.), nicht
allein, weil er von grösserem Kunstwerth ist, als der erste,
sondern weil dieser auch jetzt aufgerollt, und mithin nicht
sichtbar ist. Jener zweite besteht aus zwei grossen Stücken
Leinwand, von 14 F. 6 Z. im Quadrat, worauf im Ganzen
in halben Figuren 142 Bildnisse von Rudolf von Habsburg
bis zu den Kindern Maximilians I. enthalten sind. Dieser
Stammbaum ist ohne Zweifel auf Veranlassung des letzteren
Kaisers und erst nach dem Jahr 1501, wie Herr v. Sacken
nachweist, ausgeführt worden. Die Anordnung des Ganzen
ist zwar in den Verästungen verworren, die einzelnen Bilder,
von denen einige in das Gebiet des Dramatischen gehören,
z. B. Rudolf von Habsburg, welcher seinem Gegner, König
Ottokar von Böhmen, den Dolch in die Gurgel stösst, Johann
von Schwaben, welcher den Dolch auf den aufschreienden
König Albrecht zückt, die als Kinder verstorbenen Prinzen,
welche auf Steckenpferden reiten u. s. w., zeigen aber einen
sehr tüchtigen Künstler, für welchen ich, nach der ganzen
Art, wie auch nach gewissen Unarten, z. B. den öfter nicht
richtig verkürzten Augen und Mündern, den für Maximilian
so vielfach thätigen Hans Burgkmair halten möchte. Auch
die zwischen den Bildnissen auf dem braunen Grunde ge-
malten Thiere, Pfauen, Rehe, Hasen, Hähne, Hennen, sowie
verschiedene Blumen, sind von grossem Verdienst. Leider
hat dieses, in Rücksicht der Kunst weit bedeutendste Werk
dieser Art, das ich kenne, in vielen Theilen sehr gelitten.
7. Anna, Prinzessin von Ungarn und Böhmen (f 1547) mit
ihren zwei Söhnchen, Maximilian und Ferdinand, welche mit
einem kleinen Hunde spielen.
8. Kaiser Ferdinand I. (f 1564), das Gegenstück. L. Zwei sehr
gute, nach dem Alter der Kinder um 1531 gemalte, Bilder
der venetianischen Schule.
9 und 10. Philippine Welser, erste Gemalin des Erzherzogs
Ferdinand von Tirol (j- 1580), und dieser selbst, ganze Figuren
in Lebensgrösse, sind gleichzeitige, in der Auffassung lebendige,
in der Farbe klare, Bilder eines tüchtigen Malers, welcher
auch Nr. 11 und 12, die Bildnisse ihrer Söhne, in noch
jungen Jahren, gemalt haben möchte. L.
 
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