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Einleitung

wichen, und sie sind jetzt der Gegenstand einer nüchtern-sachlichen Einzel-
forschung geworden. Jn dem Werke von Ernst Wagner, Fundstätten und
Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit
im Großherzogtum Baden (2 Bände, 1908 n. 11) begegnet diese Einstellung
weiterhin. Jmmer mehr hat die Menge der Funde zugenommen, die jetzt
ein eigenes Jnventarwerk füllen; ihre Ordnung erweist sich als bei weitem
nicht so leicht, wie es sich die romantische Forschung gedacht hatte. Das sich
hieraus ergebende Zurücktreten der geschichtlichen Fragestellung wird durch
das Eindringen der in jener Zeit liegenden naturwissenschaftlichen Ge-
dankengänge noch gefördert. Kaum daß bei Bissinger die Kelten genannt
werden; und weil seine Darstellung mit der Römerzeit des Landes endet,
klingt sie für unsere Vorstellung etwas leer aus und bleibt gleichsam in der
Luft schweben.

Und doch sollte über diesen Jahrzehnten nicht einfach der Stab ge-
brochen werden; auch sie haben das Beste gewollt. Wagner widmete sein
Werk „der Badischen Historischen Kommission zur Feier ihres 25jährigen
Jubiläums als Urkundenbuch aus frühester Kulturzeit". Der geschichtliche
Gesichtspunkt konnte wohl sehr zurücktreten, war jedoch von den führenden
Köpfen niemals ganz vergessen. Sodann aber gilt es, daran zu denken,
daß diese Zeit in aufopfernder Kleinarbeit eine Fülle von Stoff gesammelt
hat. Es wird immer ein Ruhmesblatt des gebildeten deutschen Bürgertums
bleiben, daß es im Rahmen der romantischen Bewegung die Voraus-
setzungen der staatlichen Denkmalpflege schuf. Wenn diese um die Jahr-
hundertwende und bald danach feste Formen annahm, dann war das nur
die Krönung einer langen Entwicklung; Arbeit und Erfahrung vieler Jahr-
zehnte münden hier in Paragraphen ein. Dem in ihnen zum Ausdruck
kommenden staatlichen Jnteresse an den Altertümern geht das private
voraus. Die Geschichtsvereine der Nomantik gründen eine vielseitige
Tätigkeit auf die Beiträge ihrer Mitglieder. Jm Jahre 1846 wendet sich
der „Alterthums-Verein für das Großherzogthum Badeiü' mit einem
Einblattdruck „An die Bewohner des Großherzogthums" und fordert sie
zur Mitarbeit auf dem Gebiete des Denkmalschutzes auf; insbesondere
die Geistlichen und Lehrer erscheinen hier, wie übrigens auch anderwärts,
als die gegebenen Vermittler dieser Gedanken. Und wenn auch mit dem
Abklingen der Romantik ein Teil dieser Vereine eingeht, so findet ihre
Leistung doch in anderer Form ihre Fortsetzung. Niemals wird die vom
Staate ausgeübte Denkmalpflege der privaten Opferwilligkeit entraten
können.
 
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