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Wahle, Ernst
Vorzeit am Oberrhein — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.13757#0013
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Das Land

Am Eingang einer jeden wissenschastlichen Beschäftigung mit dem
Oberrheingebiet steht die Frage, welchen Teil des Stromes man denn
eigentlich als „Oberrhein" zu betrachten hat. Der Lauf des Rheins setzt sich
aus so vielen verschiedenen Teilen zusammen, daß die schulmäßige Drei-
gliederung in Ober-, Mittel- und Unterlauf hier nicht ausreicht. Vor allem
aber ist unser Sprachgebrauch durchaus nicht einheitlich. Man denke nur
einmal daran, daß versucht worden ist, die Bezeichnung Mittelrheinebene
an die Stelle der doch eigentlich ganz feststehenden Benennung Oberrheini-
sche Tiefebene zu setzen. Damit wurde der Begriff Oberrhein auf den Teil
des Stromes bis hinab nach Basel beschränkt, der von anderer Seite als
Hochrhein bezeichnet worden war. Aber wenn wir nun daran festhalten,
von der Oberrheinischen Tiefebene zu sprechen und mit dem nördlichen Ab-
schluß dieses Raumes auch das untere Ende des Oberrheins vor uns sehen,
so werden wir doch in Mannheim oder Worms nicht das Gefühl haben,
am Oberrhein zu sein. Dagegen beherrscht uns dieses umso bestimmter in
Säckingen wie in Schaffhausen, und indem wir somit die untere Grenze
des Hochrheins in den Bodensee verlegen, lassen wir es dahingestellt, den
verbleibenden Oberlauf noch weiter in Hochrhein und Alpenrhein aufzu-
teilen.

Der Begriff Oberrhein ist eben allein aus dem Bilde des Flußlaufes
nicht herauszulesen; so einleuchtend es erscheint, den Bodensee als die eine
Grenze zu nehmen, so wenig will es uns zunächst in den Sinn, die andere
nach dem Gesagten zwischen Straßburg und Mannheim zu suchen, wo doch
dem Auge jeder Festpunkt fehlt. Wenn wir vom Oberrhein sprechen, dann
klingt also in uns noch etwas anderes mit als nur die Vorstellung von dem
Strome selbst. Die Landschaft rechts und links des Flußlaufes kann es
steilich nicht oder wenigstens nur teilweise sein. Denn oberhalb von Basel
liegt der von uns betrachtete Teil des Stromes in einem sehr abwechslungs-
reichen Bergland, während die von ihm unterhalb Basels in einheitlichem
Lauf durchmessene Tiefebene hier nur mit ihrer südlichen Hälfte zum
Oberrheingebiet gerechnet wird. Wir fühlen uns in oberrheinischer Land-
schaft sowohl dort, wo der Strom sich durch die Höhen des Jura in engem
 
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