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Wahle, Ernst
Vorzeit am Oberrhein — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.13757#0025
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Die Bauernvölker der jüngeren Steinzeit

Der jüngste altsteinzeitliche Formenkreis, das Magdalenien, fällt in
die Zeitspanne von 67000 bis 21000 vor der Jetztzeit. Seinen obersten
Schichten geht geologisch der letzte Teil der Würm-Eiszeit, der sogen.
Bühlvorstoß, parallel, der um 26000 einsetzt. Etwa 21000 Jahre vor der
Gegenwart beginnt also unsere mitteleuropäische Mittelsteinzeit, die wir
aber vorläufig nur in den geschilderten Höhlensunden kennen. Diese
letzteren schließen sich in formenkundlicher Hinsicht dem spätesten Magda-
lenien an, aber wir haben noch gar keine Vorstellung davon, wie viele
Jahrtansende sie etwa beanspruchen dürften. Die astronomisch begründete
absolute Zeitgliederung des Eiszeitalters" kann auf unser küstenfernes
Alluvium noch nicht ansgedehnt werden, da es hier an Festpunkten der
Klima- und Kulturgeschichte sehlt. Auf der anderen Seite müssen wir da-
mit rechnen, daß unsere mitteleuropäische jüngere Steinzeit etwas nach
2000 v. Chr. zu Ende geht, und daß sie kaum mehr als ein Jahrtausend
eiugenommen hat^. Wenn sich aber mit diesem Zeitansatz „um 3000 v. Chr."
der mutmaßliche Beginn unseres bäuerlichen Neolithikums ergibt, dann
sehen wir zwischen ihm und den mittelsteinzeitlichen Höhlenfunden eine
Zeitspanne klaffen, welche von der Größe mehrerer Jahrtausende gewesen
sein muß. Das Fehlen von Funden ans ihr kann darauf zurückgehen, daß
dem oberrheinischen Gebiet — und'ebenso weiteren anderen Teilen des
küstensernen Mitteleuropa — damals eine nennenswerte Bevölkerung
mangelte. Es ist aber auch denkbar, daß sich eine solche infolge besonderer
Vergänglichkeit ihrer Siedelungen wie Grabstätten bis heute unserer Be-
obachtung entzieht. Von mancher Seite wird auf die sogen. Mikrolithen,
kleine Steingeräte von mittelsteinzeitlicher Art aufmerksam gemacht, welche
in jungsteinzeitlichen Siedlungen beobachtet sind. Sie sollen zeigen, daß
diese Jndustrie noch im dritten Jahrtausend v. Chr. lebendig war und daß
demgemäß das schon genannte „Oberflächen-Mesolithikum" die große
Lücke füll?. Man kann sich aber auch vorstellen, daß diese Mikrolithen rein
zufällig in die Füllerde der jüngeren Hüttenplätze gelangt sind, und wird
darauf aufmerksam machen, daß sie ja nur ausnahmsweise in der Geräte-
ausstattung dieser Siedlungen begegnen.

2 Wahlc, Oberrhein.
 
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