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Wahle, Ernst
Vorzeit am Oberrhein — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.13757#0050
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Indogermanifierung und KelLenzeit

Scharf abgesetzt gegenüber den geschilderten Erscheinungen des
bäuerlichen Neolithikurns ist der Fundstoff der spätesten Steinzeit, welcher
nicht vor der Zeit um 2000 v.Chr. einsetzt, und mit dem ein ganz neuer Ab-
schnitt der Geschichte beginnt. Als eine uns bisher unbekannte Bestattungs-
sorm sehen wir den über dem Schachtgrab aufgeworsenen Erdhügel (Abb.
19); den Toten, die meist mit angezogenen Gliedmaßen in sogen. Hocker-
stellung vorgefunden werden, hat man ein großes Tongefäß (Amphore)
und einen Becher beigegeben, sowie neben kleineren Beilen und Stein-
messern gerne auch eine Streitaxt. Gelegentliche Funde von kupfernem
Schmuck zeigen ebenso wie die Äxte den bevorstehenden Beginn der
Metallzeit an; sind die letzteren zwar noch nicht aus Stein gefertigt, so ver-
raten doch Einzelheiten ihrer Form wie Nackenknauf, Schafthülse und Ver-
breiterung der Schneide das Vorliegen der in Kupfer gearbeiteten Muster
(Abb. 9-10). Allerdings ist dieser Fundstoff, der nach der wesentlichsten
Verzierungsart der Gefäße als schnurkeramischer Kreis bezeichnet wird, noch
verhältnismäßig spärlich. Er kommt vor in einigen elsässischen Gräbern, im
Hegau, und im Alpenvorland vor allem in denHügeln von Sarmenstorf
im Aargcn?°. Als einzige Siedlungsfunde sind diesen Bestattungen die
schnurverzierten Scherben aus den Pfahlbauten zur Seite zu stellen, die
hier als jüngste steinzeitliche Schicht begegnen. Sehen wir von dieser letzteren
ab, dann fehlt es an Siedlungen fast ganz, und das hat die Schnurkeramik
am Oberrhein mit den anderen großen Gebieten ihres Vorkommens ge-
meinsam; von den nicht in den Boden eingetieften Hütten ist vffenbar fast
nichts erhalten geblieben. Dagegen wird man die Spärlichkeit der Grab-
funde nur so erklären können, daß sie sich in der Mehrzahl bisher der Be-
obachtung entzogen haben. Wir müssen hier entsprechend den Verhält-
nissen in anderen Gebieten und der geschichtlichen Bedeutung dieses Be-
völkerungskreises wesentlich mehr erwarten und dürfen uns wohl vor-
stellen, daß diese noch nicht gehobenen Grabinventare in den Schächten
unter den meist nur flachen Hügeln ruhen. Jn stark durchlüftetem Sand
sind diese Grabschächte heute oftmals kaum noch zu erkennen, und dasselbe
gilt von dem Kalkboden; so mögen sich die Ausgräber in zahlreichen Fällen
 
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