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Wahle, Ernst
Vorzeit am Oberrhein — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.13757#0019
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Die Llrzeit

Vielfältige Erschließung der diluvialen Schichten und gründliches
Suchen in den Höhlen haben es mit sich gebracht, daß aus dem behandelten
Gebiet eine stattliche Anzahl alt- und mittelsteinzeitlicher Rastplätze vor-
liegtT Wird der in ihnen gesammelte Fundstofs anch in Anlehnung an die
bekannte französische Stufensolge gegliedert, so macht sich doch unsere For-
schung auf diesem Gebiet dank eifriger Arbeit sowohl wie reichen Finder-
glücks innerlich von ihr immer unabhängiger. Die zeitliche Gleichsetzung der
einzelnen Abfolgen altsteinzeitlicher Kultur mit den geologischen Schichten
und damit den verschiedenen Eis- und Zwischeneiszeiten gründet sich in
erster Linie aus rheinische Fundplätze. Jndem sich der altbekannten feinen
Ritzzeichnnng des weidenden Renntieres aus dem Keßlerloch bei Thaingen
zahlreiche weitere Zeugnisse künstlerischer Betätignng aus dem Petersfels
bei Engen angeschlossen haben nnd die (freilich schon außerhalb unseres
Naumes liegende) Vogelherdhöhle bei Stetten ob Lontal elfenbeinerne
Vollplastiken geliefert hat, steht das süddeutsch-oberrheinische Fundgebiet
demjenigen Südfrankreichs nur noch in bezug auf das Fehlen der Höhlen-
malerei nach. Die lange Jahre hindurch auf deutschem Boden zu beobach-
tende Seltenheit des altsteinzeitlichen Nachlasses hat die Forschung hier
gelehrt, den Stoff nach jeder nur möglichen Richtung hin ausznschöpfen.
So ist eine bis in die Einzelheiten gehende Vorstellung von der Jagdform
der im Petersfels hausenden Trupps entstanden, und hat man auch an die
ungleich größere Aufgabe gehen können, ein Bild von der Lebensweise der
Wildkirchli-Menschen zu entwerfen^.

Jn Achenheim bei Straßburg und Munzingen am Tuniberg bei Frei-
bnrg hat der Löß die alten Rastplätze zugedeckt; an dem erstgenannten Ort
liegen sie hente viele Meter tief, und wir können daraus schließen, daß sich
zahlreiche derartige Stätten in den Lößrücken längs Schwarzwald und
Vogesen, am Kaiserstuhl und im Sundgau unseren Blicken verbergen.
Größer ist deshalb die Anzahl der Höhlenfunde, und da uns die Beobach-
tungen lehren, daß sich der altsteinzeitliche Mensch auch mit kleinen Nischen
und überhängenden Felsen begnügt hat, wenn die Natur ihm keine großen
Höhlen bot, so hat die Forschung hier im Bereiche des Kalkgebirges noch ein
 
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