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Der antike Eros.

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eines 2—4jährigen Knaben, in der vollen, blühenden Form,
welche diesem Alter eigen zu sein pflegt. Ausserdem wird er
nun vollends zum mutwilligen Knaben, der zwar ebenfalls noch
in mythologischen Scenen vorkommt, aber ausserdem auch
scherzweise in allen möglichen Situationen rein genrehaft ver-
wendet wird. Der alte, in Jünglingsform erscheinende Natur-
gott ist zum kleinen Amor geworden; nicht mehr dient die
Kunst ihm, ihm Götterbilder für seinen Kult schaffend, sondern
er dient der Kunst, die ihn auf Gemmen, Wandbildern, Sarko-
phagen, genug überall, zu zierlicher, anmutiger Dekoration ver-
wendet. Diese dekorativen Amoretten der hellenistisch-römischen
Epoche, sowie der sich daran anschliessenden christlichen
Kunst, sind es im wesentlichen, welche die Renaissance bei
Schaffung ihres Putto wiederbelebte.
Zu diesen verschiedenerlei Arten der scherzweisen Ver-
wendung und Darstellung Amors in dieser Zeit des ausgehenden
Altertums gehört auch der Vergleich der kleinen Liebesgötter
mit Vögeln. Die Dichtkunst mag darin vorangegangen sein.
So haben wir Beispiele in der alexandrinischen Poesie, wie
Mosch. II. 16, wo es in dem Liede: vEpoj<; opaKSTT]«; heisst:
xal TTTspdeti; w<; opvtq akktp eV akXcp. Ferner
Bion XII. (IL), Theokr. XV. 120 u. a. In der bildenden Kunst
werden Eroten mit Leimruten gefangen (Cades 1072—-76)
oder in Käfigen zum Verkauf gebracht, so z. B. auf den pom-
pejanischen Wandgemälden: Jahn, Arch. Beitr. VII. 1, und Zahn,
Ornamente II. 18. Dies zeigt uns eine Wechselwirkung von
Poesie und Kunst. Zwar wurden speciell in den obigen Kom-
positionen die Künstler wohl durch die Dichter angeregt, aber
wodurch anders dürften letztere ihrerseits wohl auf den Ge-
danken, Eroten mit Vögeln zu vergleichen, gekommen sein,
wenn nicht durch die leichtgefiederten Flügelknaben, die ihnen
die bildende Kunst, vor allem die Vasenmalerei vor Augen
führte? Mit besonderer Vorliebe wurden zu dieser Zeit auch
Flügelknaben, Beschäftigungen des täglichen Lebens ausführend,
 
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