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Weber, Siegfried
Die Entwickelung des Putto in der Plastik der Frührenaissance — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49108#0073
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Die Flügelkinder Donatellos von 1432—1444. 61
Anzahl kleiner, feiner Federchen, die Beine sind anatomisch
viel besser durchgeführt und viel schlanker, auch die Blätter,
Blüten und Früchte am Boden sind mit grösserer Liebe und
Sorgfalt behandelt, weswegen ich mich Bodes Ansicht1 an-
schliesse, dass zwei verschiedene Hände die Vorderseite aus-
geführt haben. — Für die linke Seite nennt Bode2 Buggiano
unter Fragezeichen. Dieser mit seinem eigentlichen Namen
Andrea di Lazzaro Cavalcanti heissende Künstler war 1412 ge-
boren und ein Adoptivsohn des Architekten Filippo Brunelleschi.
Dass der berühmteste Architekt damaliger Zeit dem bekannten
und bedeutenden Bildhauer, mit dem er überdies persönlich
nahe befreundet war, seinen Adoptivsohn in die Lehre gab,
um die Bildhauerei zu lernen, ist durchaus wahrscheinlich und
natürlich, zumal die eigenen Werke des Buggiano den ent-
schiedenen Einfluss Donatellos aufweisen. Für die Flügelkinder
bieten sich uns zum Vergleiche die Marmorbrunnen in der
alten und neuen Sakristei von Sta. Maria del Fiore. Dicke,
feiste Putten, mit fast übertrieben derben Gesichtern sitzen an
dem auch architektonisch an Donatello erinnernden Brunnen
der neuen Sakristei genreartig auf einem Schlauche, um das
Wasser aus demselben herauszudrücken (Taf. III nach Al.
Nr. 1979). Am Brunnen der alten Sakristei läuft das Wasser
aus zwei Amphoren, die ebenfalls von gleichartig gebildeten
Putten gehalten werden (Taf. IV nach Al. Nr. 1978), ferner
sind an diesem Brunnen auch noch in der inneren Wandung in
der Ornamentik kleine Kindergenien verwendet. Die Flügel
der Putten sind sehr eigentümlich und originell; sie sind ver-
hältnismässig sehr gross und stehen in eigentümlicher Weise in
die Höhe, ferner bestehen sie aus sehr kleinen Federn, ihre
Art steht fast einzig in der Kunst da, so dass dieselben auch
keine Anhaltspunkte für den Orgellettner bilden; nur die kurzen,

1 Bode, Text zu den Denkmälern der Renaissance-Skulptur, S. 30.
2 Ebendort.
 
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