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Drittes Kapitel. Briefe.

Und das D'mgZ) das mir vor elf Jahren so wohl gefallen hat,
das gefällt mir jetzt nicht mehr. Und wenn ich's nicht selbst sähe,
so hätte ich's keinem andern geglaubt. Auch lasse ich Euch wissen,
daß viele bessere Maler hier sind, wie da draußen Meister Jakob?)
ist. Aber Anton Kolbch schwüre einen Eid, es lebe kein besserer Maler
auf Erden als Jakob. Die anderen spotten seiner und sprechen:
wäre er gut, so bliebe er hier.
Und heute habe ich erst meine Tafel angefangen zu entwerfen.
Denn meine Hände sind so grindig gewesen, daß ich nicht arbeiten
habe können. Aber ich hab's vertreiben lassen.

Hiemit seid gütig mit mir und zürnt mir nicht so bald (rasch).
Seid sanftmütig wie ich. Ihr wollt nicht von mir lernen. Ich weiß
nicht, wie es zugeht. Lieber, ich wollte gern wissen, ob Euch keine
Buhlschaft^) gestorben sei, etwas nahe beim Wasser oder etwas solches
(folgt die Zeichnung einer Rose) oder (folgt die Zeichnung einer
Bürste) oder (folgt die Zeichnung eines springenden Hundes) Mädchen,
auf daß Ihr eine andere an deren Stelle brächtet.

Gegeben zu Venedig neun Uhr in der Nacht (gegen 3 Uhr) am
Samstag nach Lichtmeß (7. Februar) im Jahre 1506. Saget meinen

0 Dürer bewunderte im Jahre 1495 eine Abbildung eines venezianischen Kunst-
werkes, jetzt sah er in Venedig das Original und fand sich enttäuscht. Weber, Dürer,
Z. Aufl. Regensburg 1903, S. 14. — E. Heidrich (A. Dürers schriftlicher Nachlaß,
Berlin 1908, S. 345) hält das „Ding" für ein Gemälde Barbaris, „das Dürer auf
seiner ersten venezianischen Reise gesehen hatte." Aber Dürer war in den neunziger
Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts nicht in Venedig. Weber, Dürer-Studien,
Regensburg 1907, S. 12 ff. und Historisch-politische Blätter, 142 (1908), 802 ff.
0 Jacopo de' Barbari, in Deutschland Jakob Walch, d. i. der Welsche genannt,
siedelte um das Jahr 1500 nach Nürnberg über; denn am 8. April 1500 stellt ihm König
Maximilian I. als seinem „kontrafeten und illuministen" einen Bestallungsbrief für
ein Jahr aus, mit der Auflage, sich in Nürnberg aufzuhalten. In den Jahren 1503
und 1505 erscheint Barbari im Dienste Friedrichs von Sachsen. 1510 und 1511 ist
er für die Erzherzogin Margarete, die Statthalterin der Niederlande, tätig. Nicht
lange darauf ist er gestorben, wie aus dem Jnventarium Margaretas vom 17. Juli 1515
hervorgeht, wo „Jaques de Barbaris" als tot erwähnt wird.
0 Sohn des Stephan Kolb aus Nürnberg, war ein angesehener. Kaufmann der
deutschen Kolonie in Venedig.
0 Dürer neckt den jungen Witwer mit Liebschaften: die Rose ist ein Hinweis
auf die Rosentalerin, die Bürste auf die Porstin, Gemahlin des Nikolaus Porst; „beim
Wasser" und Hund sind alle Vermutungen grundlos.
 
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