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Vorwort.

W


Ibrecht Dürer, der größte deutsche Künstler, ist auch als Schrift-
steller berühmt gewesen. Denn seine Bücher über Perspektive,
Befestigungskunst und Proportionslehre sind mehrfach auf-
gelegt und in verschiedene Sprachen übersetzt worden. Aber
diese theoretischen Schriften finden beim gegenwärtigen Ge-
schlechte wenig Anklang. Dürer selbst hat als Praktiker
nicht gehalten, was er in der Theorie verkündet hatte. „Wer
von Dürers Büchern eine unmittelbare Einführung in seine
Kunst erwartet, wird enttäuscht sein."

Aber mehr Teilnahme erlangen in der Gegenwart die Auf-
zeichnungen Dürers, welche vorwiegend von seinen persönlichen
Beziehungen ausgehen, sein inneres Leben und Streben berühren
und Reflexe auf das Kulturleben seiner Zeit werfen. Freilich waren
diese Schriftstücke — mit wenigen Ausnahmen — nicht für die Ver-
öffentlichung bestimmt.
An neueren Ausgaben des alten Textes dieses schriftlichen Nach-
lasses fehlt es nicht. Aber die Sprache des 16. Jahrhunderts ist heu-
tigestags den wenigsten vertraut. Dazu kommt, daß „Dürers Sprache
selbst dem Verständnisse ungewöhnliche Schwierigkeiten entgegen-
stellt" (Thausing). Die Bücher mit echtem oder wenig geändertem
Originaltexte sind demnach nur für Gelehrte geeignet.
Für Dürers schriftlichen Nachlaß ist darum eine Übersetzung mit
Erläuterungen Bedürfnis. An solchen Werken herrscht jedoch kein
Überfluß, zumal seit dem Buche M. Thausings (Dürers Briefe,
Tagebücher und Reime, Wien 1872) vier Jahrzehnte dahingegangen
sind, in welchen die Dürerforschung nicht gerastet und viel Neues
an das Tageslicht gezogen hat.

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