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Drittes Kapitel. Briefe.

5. Aufzeichnung über ein Traumgesicht?)
Im Jahre 1525 nach dem Pfingsttag in der Nacht zwischen dem
Mittwoch und Donnerstag (7./8. Juni) habe ich im Schlafe dieses
Gesicht gesehen, wie viele große Wasser vom Himmel fielen. Und
das erste traf das Erdreich ungefähr 4 Meilen von mir mit einer
solchen Grausamkeit — mit einem übergroßen Rauschen und Zer-
spritzen — und ertränkte das ganze Land. Dabei erschrak ich so gar
schwer, daß ich davon erwachte, ehe dann die anderen Wasser fielen.
Und die Wasser, die da fielen, die waren sehr groß. Und etliche fielen
weit, etliche näher, und sie kamen so hoch herab, daß sie dem Anscheine
nach gleich langsam fielen. Aber da das erste Wasser, das das Erdreich
traf, nahezu herbeikam, da fiel es mit einer solchen Geschwindigkeit,
mit Wind und Brausen, daß ich also erschrak, daß mir, da ich erwachte,
mein ganzer Körper zitterte, und ich lange nicht recht zu mir selbst
kam. Aber da ich am Morgen aufstand, malte ich's hier oben, wie
ick/s gesehen hatte. Gott wende alle Dinge zum besten.
Albrecht Dürer.


Drittes Kapitel.

Briefe.

1.
An Wilibald Pirkheimer in Nürnberg.
em ehrsamen und weisen Herrn Wilibald Pirkheimer?) zu
Nürnberg, meinem lieben Herrn (Aufschrift zu den Briefen
2-5, 9).
I.
Ich wünsche Euch viele gute selige neue Jahre und all
den Eueren.
Meinen willigen Dienst zuvor, lieber Herr Pirkheimer! Ver-
nehmt meine Gesundheit. Viel Besseres begehre ich für Euch von


9 Die Aufzeichnung war ohne Zweifel für das „Gedenkbuch" bestimmt. Aus
dem Revolutionsjahre werden.ähnliche Traumgesichte erwähnt.
Z Der große Humanist stammte aus einem patrizischen Nürnberger Geschlechte
und wurde am 5. Dezember 1470 als Sohn des fürstbischöflichen Rates Johann Pirk-
 
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