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Viertes Kapitel.
Reime.
Jesus, Maria 1509.
spricht Albrecht Dürer, Maler, der in seinen Kupferstichen
das Zeichen führt M.
Eine jegliche Seele, die da ewiglich leben soll, die wird
erquickt in Jesu Christo, der da ist aus zwei Substanzen
in einer Person, Gott und Mensch, der allein durch die Gnade ge-
glaubt und durch natürliche Vernunft nimmermehr verstanden wird.
1.
Die ersten Reime, die ich machte im obgemeldeten Jahre, waren
zwei, deren einer so viele Silben hatte, als der andere, und ich meinte,
ich hätt es wohl getroffen, wie hernach steht:
Du aller Engel Spiegel und Erlöser der Welt,
Deine große Marter sei für meine Sünden Entgelt.
Die las Wilibald Pirkheimer und spottet meiner und sagt, kein
Reim dürfe mehr denn 8 Silben haben.
2.
Da hob ich an und machte die nachfolgenden 18 Reime mit je
acht Silben:
Mit großer Begier, Ehr und Lob
Bitte ich Gott um die acht Gob (Gaben).
Oder so:
3.
Mit allem Fleiße darnach streb,
Daß dir Gott die acht Weisheiten geb:
Billig wird der ein weiser Mann genennt,
Den Reichtum und Armut nicht blendü.
Der Mann pflegt auch große Weisheit,
Der Freude und Trauern gleich treidt (trägt).
kranz" von Veit Stoß, nannte das „Marienbild" nur „die goldene Grasmagd" und
brachte es schließlich dahin, daß der Rat der Stadt den „Rosenkranz" verhüllen ließ.
Erstere grausame Bedrückungen mußten den warmen Freund der Familie Pirkheimer
sehr betrüben, letztere kunstfeindliche Bestrebungen den frommen Künstler tief ver-
letzen. Der ängstliche Dürer drückte sich aber in seinem Briefe vorsichtig aus, weil er
fürchtete, sein Schreiben könne den beiden Fanatikern, welche die Stadt terrorisierten,
bekannt werden.
Viertes Kapitel.
Reime.
Jesus, Maria 1509.
spricht Albrecht Dürer, Maler, der in seinen Kupferstichen
das Zeichen führt M.
Eine jegliche Seele, die da ewiglich leben soll, die wird
erquickt in Jesu Christo, der da ist aus zwei Substanzen
in einer Person, Gott und Mensch, der allein durch die Gnade ge-
glaubt und durch natürliche Vernunft nimmermehr verstanden wird.
1.
Die ersten Reime, die ich machte im obgemeldeten Jahre, waren
zwei, deren einer so viele Silben hatte, als der andere, und ich meinte,
ich hätt es wohl getroffen, wie hernach steht:
Du aller Engel Spiegel und Erlöser der Welt,
Deine große Marter sei für meine Sünden Entgelt.
Die las Wilibald Pirkheimer und spottet meiner und sagt, kein
Reim dürfe mehr denn 8 Silben haben.
2.
Da hob ich an und machte die nachfolgenden 18 Reime mit je
acht Silben:
Mit großer Begier, Ehr und Lob
Bitte ich Gott um die acht Gob (Gaben).
Oder so:
3.
Mit allem Fleiße darnach streb,
Daß dir Gott die acht Weisheiten geb:
Billig wird der ein weiser Mann genennt,
Den Reichtum und Armut nicht blendü.
Der Mann pflegt auch große Weisheit,
Der Freude und Trauern gleich treidt (trägt).
kranz" von Veit Stoß, nannte das „Marienbild" nur „die goldene Grasmagd" und
brachte es schließlich dahin, daß der Rat der Stadt den „Rosenkranz" verhüllen ließ.
Erstere grausame Bedrückungen mußten den warmen Freund der Familie Pirkheimer
sehr betrüben, letztere kunstfeindliche Bestrebungen den frommen Künstler tief ver-
letzen. Der ängstliche Dürer drückte sich aber in seinem Briefe vorsichtig aus, weil er
fürchtete, sein Schreiben könne den beiden Fanatikern, welche die Stadt terrorisierten,
bekannt werden.