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Exkurse.

Ornamentik der Spangenhelme des Gültlinger Typs einerseits und Ravennater Sarko-
phagen andererseits (Gröbbels 32) zwanglos erklären. Es wäre dann zwischen einer öst-
lichen selbständigen Gruppe in Südrußland, der die Helme von Kertsch und Mezöband
angehören, und einer westlichen, nach Übernahme in spätrömischer Zeit abgewandelten
und in westlichen byzantinischen, teilweise wohl auch gotischen und langobardischen Werk-
stätten des 6. und 7. Jahrhunderts hergestellten Gruppe Gültlingen-Baldenheim zu unter-
scheiden. Bei den regen Verbindungen, die in der ersten Hälfte des 6. und im 7. Jahrhundert
zwischen Italien und der Zone nordwärts der Alpen bestanden, hat die Herstellung der in
Mitteleuropa gefundenen Spangenhelme in italischen Werkstätten die größte Wahrschein-
lichkeit für sich. Die mitteleuropäischen Helme dürften durch ostgotische (z. B. Gült-
lingen) und langobardische Vermittlung (z. B. Gammertingen) nach dem Norden gelangt sein.

II. ZUR CHRONOLOGIE DES GRABFELDES VON SCHRETZHEIM.
Das jetzt völlig freigelegte Grabfeld von Schretzheim in Bayerisch-Schwaben, das eines
der größten gut beobachteten frühmittelalterlichen Gräberfelder ist, wurde von J. Har-
bauerim „Katalog der merowingischen Altertümer von Schretzheim im bayer. Schwaben“
1 u. 2 (1900—1902) und später in den Jahrgängen des Jahrbuches des historischen Ver-
eins Dillingen zum Teil veröffentlicht. Ein Plan des Gräberfeldes findet sich im 16. RGK-
Bericht zu S. 42 (= Alamannen Plan I bei S. 8), der neueste, auf den besonders hinge-
wiesen sei, im Jhb. des hist. Vereins Dillingen 43/44, 1930/31 hinter S. 30.
Zur Chronologie des Gräberfeldes hat W. Veeck, Alamannen 94 und besonders im
16. RGK-Bericht 42 ff. Stellung genommen: „Im mittleren Teil des Friedhofs finden wir
in den reicher ausgestatteten Männergräbern als Hauptwaffe die Spatha, manchmal zu-
sammen mit dem Sax. Zugleich mit der Spatha erscheint als charakteristisches Gefäß
im mittleren Teil das Rippengefäß, daneben kommen in diesem Teil dann noch recht
häufig die rohen Formen der Keramik vor, die aber auf dem Plan, um die Übersichtlichkeit
nicht zu stören, nicht verzeichnet sind. Ein ganz anderes Bild gibt nun sowohl der nörd-
liche, wie der südliche Teil des Friedhofs. Hier erscheint in den Männergräbern als Haupt-
waffe der Sax, die Spatha tritt nur noch vereinzelt auf, und mit dem Sax finden wir in
diesen beiden Grabfeldteilen den doppelkonischen, fränkischen Topf. Also dieser Wechsel
in der Bewaffnung, der ganz einwandfrei nachzuweisen ist, geht Hand in Hand mit dem
Auftreten neuer Gefäßformen, welche auf fremde, fränkische Einflüsse zurückzuführen
sind. Es besteht also ein zeitlicher Unterschied zwischen dem mittleren Teil unseres
Friedhofs einerseits und dem nördlichen und südlichen Teil andererseits. Können wir
diesen nun näher bestimmen ? Der mittlere Teil muß aus der Zeit vor 536 stammen, die
beiden anderen Teile aus der Zeit nach 536.“
Demnach dürften sich im mittleren Teil des Schretzheimer Gräberfeldes nicht in nen-
nenswerter Anzahl Gräber finden, die zu den langobardischen Gräberfeldern Italiens
Beziehungen aufweisen. Langobardischer Import in Schretzheim ist durch die Fibel aus
Gr. 226 b (S. 43 Anm. 2), langobardische Beziehungen sind durch die vier Scheiben-
fibeln mit engem Zellenwerk (S. 44 Anm. 1 Nr. 22—24 u. 36) sicher belegt. Die Gräber
74, 79, 126, 127 und 300, die nach Veeck älter als 536 sein müßten, lassen sich durch
enge Verwandtschaft mit italischen oder unseren münzdatierten Funden klar in unsere
Gruppe IV (600—650) datieren. Grab 74 enthält eine Bronzepfanne (Harbauer, Kat. 1,
24 f. Nr. 1686—1693), die mit den sicher datierten der Münzgräber von Eichloch (Nr. 33;
Taf. 32, 41) und Nocera Umbra Gr. 17 völlig übereinstimmt (s. S. 55f. mit Anm. 7). Grab

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