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II. Beschreibung der Scheiben.
Die Scheiben waren ursprünglich mit ihrer massiven bronzenen Grundplatte x) auf einer
etwa 2 mm starken Unterlage aus Leder befestigt, wie drei auf ihrer Rückseite eingelassene
bronzene Haubenniete zeigen (Taf. 5). Sie gleichen sich in ihren Ausmaßen (Dm. 13,2 cm)
vollkommen und sind, obwohl sie nicht zusammen gefunden wurden, als ursprünglich
zusammengehörig und modellgleich zu betrachten. Beiden gemeinsam ist der Belag mit
vergoldetem, stempelverziertem Silberblech und die Gliederung: eine breite Randzone
schließt einen durchbrochen gearbeiteten Kranz von neun Medaillons mit einem scheiben-
förmigen Mittelbuckel ein. Verschieden ist nur der reich verzierte Blechbelag des Randes.
Diese Verschiedenheit ist, wie wir sehen werden, von wesentlicher Bedeutung und wird
bei der Frage nach der Herkunft beider Scheiben näher zu erörtern sein.
Bei beiden Stücken ist die 33,5 mm breite Randzone durch reiche Verzierung ganz be-
sonders hervorgehoben. Ihre Breite beträgt genau ein Viertel des Scheibendurchmessers.
Sie ist von zwei auf der bronzenen Grundplatte aufgelöteten glatten massiven Silberborten
begrenzt, welche die aufgelegten silbervergoldeten Zierbleche einfassen. Eine gleiche Silber-
borte umgibt das Zentrum beider Scheiben, einen mit eingestempelten Perlkreisen ver-
zierten, schwach erhöhten Blechbuckel von 33 mm Durchmesser, ein Maß, das ebenfalls
einem Viertel des Scheibendurchmessers entspricht. Die Basis dieses Buckels bildet ein
Eiranz von 28 Silberstiften mit profilierten Köpfen; in seiner Mitte sitzt ein gleichartiger,
etwas größerer Silberstift. Sämtliche Stifte führen durch das Silberblech hindurch und sind
in kleine Perlkreise eingebettet. Bei beiden Scheiben sind einige Stifte verloren oder durch
Druck zerstört. Bei Scheibe II ist das Blech des Buckels an zwei Stellen durch Einschnitte
mit einem scharfen Gegenstand zerrissen.
Um den Mittelbuckel legt sich, umfangen von dem breiten Rand der Scheibe, eine durch-
brochene Zone von 9 Medaillons mit erhabenen Medusenhäuptern. Die Bleche beider
Scheiben sind mit dem gleichen Stempel verziert. Die Medusen-
häupter sind frontal und recht schematisch wiedergegeben, lassen
sich aber unschwer von Darstellungen wie Abb. 1 ableiten. Seitlich
an den Schläfen quillt unter den Flügeln, welche die Stirn wie eine
Helmkappe bedecken, waagerecht gestricheltes Haupthaar hervor.
Die Augensterne sind nachträglich eingepunzt. Uber die buckel-
förmigen Flügelansätze legen sich zwei durch einen geschweiften
Stiel verbundene herzförmige Blätter, den Scheitel des Hauptes
betont ein erhabenes Dreieck (Taf. 6). Die Köpfe sind von einem
doppelten Perlkreis umrahmt, das ganze Silberblech wird von einem Bronz^no^^von < er
rundstabigen silbernen Kerbdraht eingefaßt. Während bei der Saalburgmuseum, l: i.
Scheibe I die Medusenhäupter in ihrer Blickrichtung auf das
Zentrum der Scheibe bezogen sind, kehren sie sich bei der Scheibe II der äußeren Zone zu.
*) Die Platten sind 1,5 mm stark und bestehen aus einer Legierung von Kupfer, Zinn, Zink, Antimon und Spuren
von Wismut (spektralanalytische Untersuchung durch Prof. Dr. A. Thum, Materialprüfungsanstalt an der Technischen
Hochschule in Darmstadt). Der Gehalt an Zink (Galmei) könnte auf Herstellung in der Nähe der Galmeivorkommen
von Gressenich bei Aachen, dem Entstehungsgebiet der Messingeimer vom Hemmoorer Typ, hindeuten.




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