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V. Die erste Thorsberger Scheibe
und die kaiserzeitlichen Prunkscheibenfibeln.

Unter den Fundstücken aus dem Thorsberger Moor und dem Vimoor auf Fünen gibt es
drei Zierbuckel, die nicht nur in der Verwendung von vergoldetem stempelverzierten
Silberblechbelag, sondern auch in der Verzierung durch kleine profilierte Silberstifte mit
dem Mittelbuckel und den vier Zierbuckeln der ersten Thorsberger Scheibe übereinstimmen.
Während wir vergoldetem Silberblechbelag auf Schmucksachen im skandinavischen Norden
und im übrigen freien Germanien recht häufig und während eines längeren Zeitraumes be-
gegnen, stellen die kleinen Silberstifte ein sehr viel bezeichnenderes Ziermotiv dar, das für
die Datierung der beiden Scheiben von Thorsberg von großer Wichtigkeit ist.
Der runde Zierbeschlag aus dem Thorsberger Moor (Taf. 11,3) besteht aus einer konischen,
I, 5 cm hohen Bronzeblechhaube von 3,8 cm Durchmesser, die mit vergoldetem Silberblech
belegt ist (Taf. 11,3 b) und mittels eines Bronzestiftes mit Silberknopf (Taf. 11,3 c) auf der
bronzenen Grundplatte (Taf. 11, 3 a) aufsitzt1). Drei Reihen profilierter Silberstifte legen
sich konzentrisch um den sehr viel größeren Mittelstift; sie ruhen in Perlkreiseinfassungen
und sind durch Perlkreise voneinander getrennt. Auf dem Rand der Grundplatte liegt eine
breite massive Silberfassung mit einer Borte aus gedrehtem Draht. Der Mittelstift führt
durch die rückseitige Bronzeplatte hindurch und diente zur Befestigung auf einer Leder-
oder Stoffunterlage. Das Prinzip der Verzierung dieses Beschlages ist das gleiche wie bei
den Mittelbuckeln der Thorsberger Scheiben: Tutulusform, massive Silberrahmung, Kränze
von profilierten Silberstiften in Perlkreiseinfassungen und Betonung der Mitte durch einen
größeren Stift.
Das Vimoor auf Fünen hat ein Paar ganz ähnlicher, nur sehr viel größerer Zierbeschläge
geliefert (Taf. 11,2), mit ebenfalls drei Reihen Silberstiften und einer durch eine Zickzack-
linie verzierten vergoldeten Silberblechauflage (Dm. 7,4 cm)2). Auch hier besteht die
Grundplatte aus Bronzeblech und ist von einem silbernen Kerbdraht eingefaßt. Beide
Beschläge sind absichtlich zerschnitten und zerstört.
Ein weiteres, noch reicher verziertes Exemplar ist in Norwegen gefunden worden (Taf.
II, 1). Es stammt von Jernaker (Opland) 3), Beifunde sind nicht bekannt (Dm. 4,7 cm).
Es ist mit Kreuz-, Rauten- und Schnurmustern zwischen den drei Stiftreihen verziert.
Die Zierbuckel von Thorsberg, Vimoor und Jernaker — ihre praktische Verwendung
ist ungeklärt — stellen sich zu einer gut gekennzeichneten, bisher wohl nur durch Zufall
noch nicht in Skandinavien belegten Scheibenfibelgruppe, die besonders in westgermani-
schen Grabfunden des 3. Jahrhunderts verbreitet ist. Es handelt sich um konische Scheiben-
*) Mus. Kiel Inv. Nr. 3154. Engelhardt, Thorsbjerg Mosefund Taf. 4, 7. Im Kieler Museum befindet sich eine weitere
4,8 cm im Durchmesser messende Bronzeblechhaube aus dem Thorsberger Moor, die zwei Reihen Durchbohrungen für
Silberstifte aufweist und zu einem ähnlichen Zierbuckel gehört haben muß. Ein dritter Zierbuckel aus Thorsberg mit
einer Reihe von 16 Stiften (Dm. 2,9 cm) liegt im Nat.Mus. Kopenhagen (Inv.Nr. 25190).
2) C. Engelhardt, Vimose Fundet (1869) Taf. 12, 29. — Nat.Mus. Kopenhagen Inv. Nr. 20400 u. C 3333.
3) S. Grieg, Hadelands eldste Bosetningshistorie (1926) 43 Abb. 29a links unten. — Gustafson, Norges Oldtid Abb.
339. — 0. Rygh, Norske Oldsager (1885) Abb. 215.

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