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ganz gute Steine zu verwenden, damit sie nicht brechen, wenn eine Last darauf-
gesetzt werde. Das Bauholz lag zum großen Teil noch iu Philippsburg.
Die grotzeu Stämme schaffte mau durch Fuhren herauf, die kleineren sollten
den Kanal, den Schönborn hatte anlegen lassen, heranfgeflötzt werden.
Letzteres geschah, um die Untertanen zu „soulagieren". Jedoch wegen des
niederen Wassers und wegen Mangel an Schließen ging es nur sehr langsam
vonstatten.
Die Zimmerarbeit lag in den Händen des Johann Georg Stahl. Er
wurde im Sommer 1721 als „Zimmerballier" eingestellt und seine Bestallung
ini Auftrag des in Rom weilenden Kardinals von Kammerrat Koch und Werk-
meister Seitz bestimmt. Nebst freiem Quartier und Kost am Unteroffizierstisch
erhielt er im Jahr 180 Gulden. Als Schönborn im Sommer 1722 die Vorlage
prüfte, meinte er, es sei „sehr viel", „datz dieser Mann fast auf 400 Guldeu
kommt". Doch wollte er den abgeschlossenen Akkord gelten lassen, nur müsse
Stahl in Pflichten genommen und „ihm alles Akzidentienmachen mit den Ge-
sellen, und wie es auch nur heihen mag, untersagt werden". Seine Leute müsse
er besser zur Arbeit anhalten, „denn es sei ja sündlich, wie sie im Taglohn ver-
fahren". Stahl, obgleich Protestant, blieb im Dienst des Hochstiftes bis zu seinem
Tod (1755). Er hat sämtliche verschiedenartig gestalteten Dächer der aus 50 Ge-
bäuden bestehenden Residenz gefertigt. Auch die Zimmerarbeit an der Peters-
kirche ist sein Werk. Diese gewaltigen Anforderungen konnten „nur autzergewöhn-
liche Jutelligenz und Tatkraft bewältigen". Später erhielt er den Titel eines
Architekten und Baumeisters. Bevor Stahl mit dem Aufschlagen des Daches
über dem Kammerflügel beginnen konnte, verlangte er am 12. November 1722
ein Flaschenzugseil, 60 Klafter lang und 5/4 Zoll dick über das Kreuz und ein
Kranenseil, 45 Klafter lang und 7/4 Zoll dick. Seiler und Bürger Hans Adam
Hubmann lieferte diese gewaltigen Seile, neun Pfund zu einem Reichstaler.
Er mutzte vom besten Straßburger Hanf verwenden und dafür garantieren,
datz mit ihnen Lasten bis zu 40 Zentner konnten in die Höhe gezogen werden.
Am 19. November fing Stahl mit den: Aufschlagen an, und da der Bau, na-
mentlich der Teil über dem großen Keller bald ins Trockene kommen sollte,
schloß das Bauamt am 30. November mit dem Schieferdecker den Akkord. Der
Bau stand also im Winter 1722/23 unter Dach. Die von Zöller zu demselben
gelieferte Steinhauerarbeit bestand in 3731 Schuh 6 Zoll Futzgesimse und
glatte Arbeit, den laufenden Schuh zu 7 Kreuzer, und zu demselben Preis
39 Schuh zu zwei Aborttüreu und 120 Schuh „an einer Säule im untersten
Stock am Eingang der Haupttüre"; ferner 3325 Schuh Fenster und Türen,
den laufenden Schuh zu 9 Kreuzer; die beiden Hauptportale, jedes zu 35 Gulden;
die vier Eck an den Kreuzbau mit Kapitell, Architrav und Friesen, jedes Eck
zu 11 Gulden; 16 Schaftsteine mit 16 Tragsteinen in den Saal, jedes Paar
zu 12 Gulden, und 9 Schlußsteine mit Chenilles, jeder zu 40 Kreuzer. Außerdem
hat Zöller 28 Ruten 419 Schuh 9 Zoll Maurerarbeit an der Umfassungsmauer
geleistet, die Rute zu 6 Gulden. Die Wappen über den beiden Portalen waren
 
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