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diesmal nicht, um dringende Hilfe zu leisten, sondern um sich vor allem nut
dem glücklichen Bauherrn über das vollendete Werk zu freuen. Selbstverständlich
diente sein Hiersein auch den Bauinteressen des Bischofs.
6. Malerei und Plastik.
Schönborn wollte und mutzte bei dem hiesigen Schlotzbau sparen. Dem-
gemätz bekundet derselbe grotze Einfachheit in der Struktur. Den Mangel an
architektonischen Formen suchte der kunstsinnige Bauherr durch Malerei und
Plastik einigermatzen zu ersetzen. In der denkbar einfachsten Weise wurden die
Räume im Kammerflügel gehalten. Weih getüncht erhielten die Wände grau
gestrichene Sockel mit schwarzen Strichen, während die Türgestelle und die
Ballustren der Stiegen schwarz marmoriert und die Decken der Zimmer bemalt
wurden, wobei gewöhnlich Bandornamente auf verschiedenem Grund zur An-
wendung kamen. Eine grötzere Aufgabe erwuchs den Malern in dem die ganze
Bauhöhe einnehmeuden Musiksaal im Mittelbau des Kammerflügels, der oben
eine Galerie aufwies. Am Deckeugewölbe verherrlichte der Künstler die Ver-
dienste Schönborns um die Architektur, Plastik und Malerei in allegorischen
Darstellungen, und die Wände schmückte er mit bunten Bildern, welche die vier
Jahreszeite n dar stellen.
Der Meister, der diese Werke schuf, war Hofmaler Johann Heinrich Krefeld,
der, aus Hamburg kommend, hier 1722 bis 1755 bis zu seinem Tode wirkte.
Unter ihm arbeiteten als Gehilfen Franz Ulrich Brandmeier und Franz Joseph
Wolker. Der von Schönborn geschaffene prunkvolle Musiksaal wurde später ver-
ändert, aber auch in dieser Veränderung offenbart er noch heute eineu Teil
seiner ursprünglichen Schönheit.
Der einzige Raum, der das unter Schönborn von Pinsel und Meitze! ge-
schaffene Kunstkleid unverändert bis heute zeigt, ist die Kirche. Einzelne Teile
lassen zwar am Staub, der sie trübt, die Spuren der zwei Jahrhunderte er-
kennen, die an diesem hehren Gotteshaus vorübergegangen sind. Die Kunst des
Architekten, des Bildhauers und besonders des unsterblichen Malers Asam strahlt
heute noch in der Schönheit des Schöpfungsmorgens. Sie hat hier eine Stätte
gefunden, welche den Ruhm vollendeter Leistungen der eigentlichen und besten
Barockzeit verkünden.
Aus den Akten ergibt sich, datz unter Schönborn verschiedene Stukkateure
arbeiteten, so Anton Keiper aus Worms und Bernhard Pasquelli und sein
Sohn Dominik aus Trient. Diese erhielten 40 Gulden für die Herreise und
350 Gulden Jahreslohn. Sie fingen am 14. April 1728 hier an zu arbeiteu.
Keiper fertigte das Eckzimmer gegeu den Garten für 80 und das grötzere Zimmer
nebenan um 100 Gulden. Weil aber später grotze Veränderungen im Hauptbau
eintraten, scheint von der Arbeit dieser Meister nichts erhalten geblieben zu sein.
Ein ähnliches Schicksal hatte die Arbeit des italienischen Malers Johann Franz
Marchini im Innern des 6orp8 äo logis. Vorher in Bamberg, Pommersfelden
und Wiesentheid im Dienste der Familie Schönborn tätig, kam er 1731 hierher,
 
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