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Th. Wiegand:

es, die Straße in der Richtung nach dem Tempel zu verfolgen; hierbei
durfte man hoffen, die Grenze des Asyls und den Beginn des kleinen,
den Tempel einst rings umgebenden Städtchens zu finden. In der Tat
hat sich dies und noch mehr feststellen lassen. In einer Entfernung von
etwa 250 m vom Tempel fand sich der letzte Meilenstein der römischen
Straße, die Kaiser Trajan vom heiligen Tor zu Milet bis vor das heilige
Tor zu Didyma gebaut hat. Die Inschrift lautet (Inv. Nr. 203, Kalkstein-
säule, Höhe 188 cm, Durchmesser 62 cm, Buchstabenhöhe 7 cm):

l]nip. Caesar divi Nervae
f. Nerva Traianus Aug.
Germanicus pontifex
max. trib. potest. cos IUI
5 viam fecit

M. P XL

AyTOKPATIüP KaTcAP

leer Ngpoya yiöc Nep-
oya Tpaianöc Cgbactöc

10 TjePMANIKÖC AHMAPXI-

KJHC eiOYClAC, TÖ A YTTATOC,
nATHP TTATPIAOC OAON
ifSPÄN KATGCKEYACeN
M I A

Der lateinische und der griechische Text stimmen nicht ganz überein.
Z. 8 fehlt der griechische Ausdruck der Divinität Nervas, während Z. 12
nATHP riATpiAOc steht, was im lateinischen Text fehlt. Z. 5 ist der Weg
einfach als via bezeichnet, Z. 12 —13 als öaöc iepä. Die Länge des heiligen
Weges betrug somit fast genau zwei römische Meilen oder 16,208 km.
Das entspricht dem von mir angenommenen Zuge der Prozessionsstraße,
die südlich von Akköi das Gebirge bis zu 200 m Höhe erstieg und beim
Panormoshafen wieder die Strandebene erreichte (vgl. Sitzungsber. 1905,
S. 547, dazu die Karte P. Wilskis, Milet I, Nr. 6—8). Die Trajansin-
schrift am Beginn des heiligen Weges (Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss.
1900, S. 106) konnte ins Jahr 100 n. Chr. datiert werden, dieser neue
Text dagegen gehört ins Jahr 101/2, die Herstellung des ganzen heiligen
Weges hat also etwa iJ/2 Jahre in Anspruch genommen.
 
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