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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0131
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DER BAALSAM1N-TEMPEI,

123

Abb. 155. Baalsamin-Tempel, Rückansicht

den beiden Säulenjochen der Vorhalle, deren jedes 83/4 F.= 2,587m
mißt. Von den 292/12 Fuß der Breite werden vorn 112/3 F. = 3,45 m
vom Mitteljoche der Frontsäulenreihe eingenommen, das sich zu
jedem der beiden Seitenjoche wie 4:3 verhält, so daß die Seiten-
joche je 83/4 F.= 2,587 m messen, hinten aber je 913/18 F.= 2,875 m
von jedem der drei Wandfelder eingenommen werden. Der untere
Durchmesser der Säulen und Pilaster beträgt 210/i2 F. = 0,84 m,
und die Pilaster springen je 5 Zoll= 12,3 cm vor die äußere Wand-
fläche vor. Die vier Cellawände sind mit je 2V2 F.= 0,74 m gleich
stark. Daraus ergibt sich für den Innenraum eine rechteckige
Grundfläche von 2Ö1,:i/12 F. = 7,935 m Breite und 302/12F.= 8,910m
Länge. Die Ausladung der Säulen- und Pilasterfüße beträgt 9 Zoll
= 22,2 cm, so daß die quadratischen Plinthen der Säulenfüße je
4V3F.= 1,28m Seitenlänge haben. So erhebt sich auf dem Unter-
bau der ganze Aufbau des Tempels innerhalb einer rechteckigen
Grundfläche, die 541/3 F.= 16,066 m lang und 33V2 F.= 9,906 m
breit ist. Über diese Fläche reicht der Unterbau des Tempels vorn
um 21/2 F.= 0,74 m, an den anderen Seiten um je iV2 F.= 0,435 m
hinaus, so daß die gesamte, vom Bauwerk bedeckte Fläche 58V3F.
= 17,25 m Länge und 3ÖV2 F.= 10,793 m Breite hat.
Zum Aufbau des Tempels ist der ortsübliche weiße Kalkstein ver-
wandt worden. Es lag im ganzen Gebäude ein Fußboden aus Steinplatten. Die Cellawände sind aus einer Reihe von Quadern
(mit kleiner Fase ringsum) gefügt ohne Gleichmaß in der Schichthöhe und ohne strengen Stoßfugenschnitt; nur ist in den
Pilastern eine Stoßfuge vermieden, und fallen die Zierglieder mit den Werkstücken zusammen. Die Säulentrommeln sind un-
gleich hoch; Dübel oder Klammern waren nirgends zu bemerken. In Geländehöhe sind die Säulen wie die Wände vom Flug-
sande stark zerfressen.

Da der Tempel ebenso wie das ganze Ruinenfeld von Palmyra tief (etwa 2 m) verschüttet ist, so haben wir an der Front und
der Nordecke, an der Cellatür und endlich an der Cella selbst bis auf die alte Höhe gegraben und danach festgestellt, daß auch
dies Gebäude im Mittelalter anders benutzt und umgeändert worden war. Man hatte die Säulenjoche zugemauert und vor der
Front mit dicken Wänden Räume angelegt, deren Plattenfußboden teils auf dem der Vorhalle des Tempels, teils über deren
Säulenfüßen lag, und die durch eine außerhalb der Nordostsäule noch stehende Tür zugänglich waren. Auch hatte man auf
der antiken Türschwelle eine kleinere, 1,05 m breite und nur 1,20 m hohe Tür errichtet und die Cella etwa in der Mittellinie
durch eine Längsmauer geteilt. Es schien auch ein späterer Fußboden aus Erde etwa 1 m über dem alten bestanden zu haben.
Balkenlöcher außen an den Längswänden rühren aber von neueren Anbauten her.

Der Tempel stand ausnahmsweise auf keinem hohen Podium, sondern nur auf einer niedrigen Bank, die, wie üblich von einem
glatten lesbischen Kyma nebst Platte bekrönt war. Ihr Schaft springt allseitig um 1/aF.= 14,8 cm vor. Diese Bank saß nun
bereits unmittelbar auf der verschieden starken oberen Abgleichschicht, der Euthynteria eines Fundamentes aus opus incertum;
sie sprang vorn 2 F.= 59,14 cm, seitlich 1 F.= 29,57 cm vor. An der Front wird wohl eine vor die Bank gelegte Treppenstufe
den Zugang zur Vorhalle erleichtert haben.

Der Aufbau (Tafel 63 u. 64) zeigt korinthische Formen mit attischen Basen (Abb. 154), deren Profil sich auch über die Cella-
wand außen erstreckt, mit glatten, aus mehreren Trommeln aufgebauten und oben auf 25/12 F.= 0,715 m Durchmesser ver-
jüngten und, wie an den Eckpilastern zu sehen ist, stark geschwellten Säulenschäften sowie nicht sehr fein gearbeiteten Kapi-
tellen. An diesen waren die Abacusblumen mit den Stauden verschiedentlich gestaltet, und der Abacus trug einen flach model-
lierten Eierstab. Alle sechs Säulenschäfte der Vorhalle waren mit auswärts gerichteten Kragsteinen für Standbilder versehen, die
beiden Frontsäulen neben dem Eingang sogar mit je zweien, einen vorn, einen hinten. Auch beiderseits neben der Cellatür
befanden sich Kragsteine. Diese hatten, wie auch sonst üblich, die Gestalt eines Epistylkopfes mit zwei Faszien, an dessen
unteren Kanten ein abwärts gerichtetes lesbisches Kyma mit Platte das freie Schweben versinnbildlicht.

Dem Wandfuße entspricht kein eigentlicher Wandkopf. Das zweireihige, wo es freiliegt, an der Unterseite stark verwitterte
Epistyl hatte die in Palmyra üblichen Profile mit doppeltem Kyma als Bekrönung, innerhalb der Vorhalle ringsum ebenso
wie außen. Über den Säulenjochen ist es durch den keilförmigen, abgestuften Fugenschnitt des Frieses entlastet. Dieser, noch
in ganzer Ausdehnung erhalten, ist glatt ohne Wulst und ohne die ihm bei Wood angedichteten Ranken. Der ihn bekrönende
Eierstab sitzt, wie auch sonst in Syrien üblich, an der Kranzgesimsschicht, die hier nur an den Schmalseiten des Gebäudes noch
in ihrer Lage vorhanden ist (Abb. 155). Der Zahnschnitt des Gesimses ist flach modelliert und von einem Ablauf mit Platte bekrönt,
der sich an den sonst ebenflächigen Konsolen verkröpft. In den flachen Feldern zwischen Konsolen sitzen Rosetten verschiedener
 
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