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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0116
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stecke des Tempels. Im Hintergrund die Östlichsten Säulen des Dromos

XIII. DER KORINTHISCHE TEMPEL ÖSTLICH DES THEATERS

i. ENTDECKUNG, LAGE UND AUFBAU

Am 8. April 1917 beobachtete ich südwestlich des Prachttores, das den südöstlichen Eingang der großen Hallenstraße bildet,
J. VReste von Säulen und große Werkstücke korinthischer Ordnung, die mich auf das Vorhandensein eines bisher ganz unbe-
achteten, hervorragenden Bauwerkes schließen ließen. Leichte Schürfungen im Sande, die ich zunächst selbst, dann mit
vier Soldaten unter meiner beständigen Aufsicht ausführte, ließen bereits am 14. April einen Peripteraltempel mit um-
gebendem Säulenhof erkennen. Grundriß, Aufbau und Peribolosanlagen waren bis zum 19. April soweit festgestellt, daß die Auf-
nahme durch K. Wulzinger erfolgen konnte, während ich gleichzeitig die Grundlage der nachfolgenden Beschreibung verfaßte.
Der Fundlageplan Taf. 5 5 zeigt, daß der Tempel von einer (bis zu etwa 3 m sanft ansteigenden) Schutthalde bedeckt war, über
welche der Flugsand sich ausgebreitet hatte. Die Höhenlinien sind nicht gemessen, sondern als skizzierte Formlinien mit
Höhenunterschieden von 40-50 cm eingetragen. Sämtliche Schürfungsstellen sind mit schraffierter Umgebung dargestellt.
Die eingetragenen Zeichen haben folgende Bedeutung:

K= Kapitell des Tempels (wie Abb. 149).
BK= Unausgeführtes Kapitell des Tempels (wie Abb. 146).
A= Architravbalken des Tempels.

F= Friesblock des Tempels.

H= Hauptgesimsblock des Tempels (wie Abb. 145, 147).

S=Simastück des Tempels.

E= Ecke, Eckstück.

1= Hofkolonnaden-Architrav (Abb. 151).

2= Inschriftenfragment, S. 115.

3= Konsoltrommeln (wie Tatel 60 oben).

4= Gesimsstück der Podienzungen (vgl. Tafel 56).

5 = Säulenbasisfragment.

6= Drei Stücke eines korinthischen Giebels (2 steigend, 1 Eckstück (vgl. Abb 153).

7= Oberste Trommel der südlichen Halbsäule des Propylons (vgl. Tafel 60).

8= Spätes (byz. und arab.) Mauerwerk.
Schon dieser Lageplan läßt erkennen, daß der nach Norden orientierte Tempel in einem unregelmäßig viereckigen Bezirk mit
Säulenhallen an der West-, Ost- und Südseite liegt, daß er im Süden den Hauptzugang hatte und daß die nördliche Grenz-
mauer des Bezirkes zugleich die Hallenrückwand der Hauptstraße gewesen ist (vgl. dazu die Rekonstruktion des Grundplans
nebst allgemeiner Lage auf Tafel 11 und Tafel 56).

Aus den Schürfungen ergab sich, daß der Tempel ein fast völlig erhaltenes Podium hat, das in zwei Zungen an der Südfront
vorspringt. An der Innenseite der westlichen Zunge, wo auch der Anschluß der Treppe zu erwarten war, ist dieses Podium
mit sehr gut erhaltenen Profilen in voller Höhe freigelegt worden (Tafel 57 und Abb. 152). Von den einst darauf ruhenden
Bauteilen sind noch vorhanden zahlreiche Säulenbasen, zum Teil noch mit der untersten Säulentrommel. Erhalten ist ferner die
 
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