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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0085
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X. ZUR GESCHICHTE DES GRABTURMS

Der Grabturm ist die auffallendste Form der Begräbnisstätte in Palmyra; neben 162 von uns gezählten Türmen stehen
61 Grabtempel und einige 50 Grabhöhlen. Durch Inschriften an Ort und Stelle datiert sind heute noch folgende Türme:

1. Nr. 7 des 'Athenathan vom Jahre 9 v. Chr.

2. Nr. 21 durch die Inschriften im Innern vom Jahre 8-9 und 24-25 n. Chr.
Nr. 65 des Hairän vom Jahre 33 n. Chr.

Nr. 44 des Klthöth vom Jahre 44 n. Chr. «

Nr. 98? (vgl. S. 61) des 'Ate'akab vom Jahre 56 n. Chr.
(?) Nr. 66a des Jedi'bC'l vom Jahre 67 n. Chr.
Nr. 194 des 'Ogilü vom Jahre 73 n. Chr.

8. Nr. 63 der Söhne des Thaimischä vom Jahre 79 n. Chr.

9. Nr. 155 des Malichü vom Jahre 79/80 n. Chr.

0. Nr. 51 des Jamlichü vom Jahre 83 n. Chr.

1. Nr. 68 des Sabeis usw. vom Jahre 83 n. Chr.

2. Nr. 169 des Thaimisäs vom Jahre 88 n. Chr.

3. Nr. 13 des Elahbrl vom Jahre 103 n. Chr.

4. Nr. 164 des P. Aelius Obaihän vom Jahre 118 n. Chr.

5. Nr. 34 des Mokimü vom Jahre 128 n. Chr.

6. Nr. 149 des Taimarsas vom Jahre 159 n. Chr.

7. (?) Nr. 83 des Elahbrl vom Jahre 164 n. Chr.

8. Nr. 70 des J. Aur. Bölmä älter als 229 n. Chr.

9. Nr. 118 des ? (älter als?) 252 n. Chr.

Die Türme sind also über fast drei Jahrhunderte in Gebrauch geblieben; sie werden offenbar zuerst als Grabform eingeführt
gegen Ende des I. Jahrhunderts vor Chr., wahrscheinlich nicht vor der Zeit des Augustus. Diese Datierung wird durch die
übrigen Inschriften von Türmen, deren Herkunft nicht mehr festzustellen ist, bestätigt1). Man wird den materiellen Aufschwung
Palmyras, der sich in diesen Monumenten so deutlich ausspricht, als eine Wirkung des Friedens ansehen dürfen, der durch
den Vertrag des Augustus mit den Parthern vom Jahre 20 v. Chr. für die östliche Reichshälfte eingetreten ist. Im Gegensatz zu
den Grabtürmen stammt die erste in Verbindung mit einem Grabtempel erhaltene Inschrift erst aus dem Jahre 104 n. Chr., wie
das Verzeichnis der datierten Grabtempel lehrt:
1. Nr. 191 des . . . yides vom Jahre 104 n. Chr.

Nr. 188 des Lischamsch vom Jahre 143 n. Chr.

Nr. 38a des Zebrdä vom Jahre 150 n. Chr.

Nr. 85b des Aailamis vom Jahre 149 n. Chr.

Nr. 38 des Zabd'athi vom Jahre 171 n. Chr.

6. Nr. 174 des Zenobios vom Jahre 212 n. Chr.

7. Nr. 146 des Addudanes vom Jahre 253 n. Chr.

Die Form des Grabtempels ist demnach erst am Anfang des 2. Jahrhunderts in Palmyra aufgekommen und erhält in der Zeit
des Hadrian und der Antonine ihre reichste Entfaltung; der Grabturm ist die ältere, der Grabtempel die um etwa ein Jahr-
hundert jüngere Form des Grabes in Palmyra. Es scheint, daß man in der Westnekropole mit der Errichtung von Türmen be-
gonnen hat, da die fünf ältesten datierten Türme alle im Westen der Stadt liegen. Das ist nicht überraschend; denn man
wird zuerst die Toten in der Gegend des Sonnenuntergangs von der Stadt aus begraben haben und erst danach zur Bestattung
auch in der übrigen Umgegend der Stadt übergegangen sein. Für das zeitliche Verhältnis der Nekropolen zueinander ist es weiter
bezeichnend, daß in der West- und Südwestnekropole die Grabtürme an Zahl die der Tempel weit überwiegen (78 gegen 17

r) Vgl. Chabot, Choix 107 Taf. XXVI, 3: vom Jahre 5 v. Chr. und 108 Taf. XXVI, 5 vom Jahre 9 n. Chr.
 
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