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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0138
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DAS GROSSE HAUPTHEILIGTUM DES BEL

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quadratischen Felder und des einen fast quadra-
tischen nichts. Eine Ausgrabung mit Freile-
gung der ganzen Podiumoberfläche würde
wohl ziemlich sicher auch hierüber Aufklärung
geben, zumal wenn - wie anzunehmen - wirk-
lich zu Woods Zeit die Nordwestecke der
Ringhalle mit vollständigem Gebälk noch auf-
recht gestanden hat.

Zum Tragen der steinernen Decke waren gewal-
tige, je 24>5/12' = 70cm breite und 6y2'=i,92m
hohe Querbalken verwandt (Tafel 76), die über
jeder Säule der zweiten, dritten und vierten
Schicht des Hallengebälkes in der Höhe ent-
sprachen. Um diese hochkant gestellten Plat-
ten gegen Umkippen zu sichern, waren sie an
den Auflagern in einem etwa 1,20 m tiefen in
diese drei Schichten des Gebälkes eingearbei-
teten Schlitz zwischen je zwei pfeilerartige Vor-
sprünge eingepaßt. In der unteren Schicht (der
des äußeren Frieses, der zweiten des Pteron-
gebälkes) sind diese beiden Pfeiler aus einem
Block gearbeitet (Abb. 160). Um den Quer-
balken nicht auf die beiden, unter ihm zu-
sammenstoßenden Paare von Epistylsteinen
aufzulagern, sondern ihnen ein sichereres Auf-
lager auf einem Steine zu geben, ist er am Auf-
lager zweimal so ausgeklinkt, daß die obere,
tiefste Auflagerfläche etwa 39 cm über der
Balkenunterfläche liegt, und auf einer ent-
sprechend gestalteten, in dem Auflagerblocke
ausgearbeiteten Bank aufliegt. Da für das
Wandauflager dieses Querbalkens mit Sicher-
heit die gleichen Pfeilervorsprünge vorauszu-
setzen sind, so war es nötig, die Querbalken von oben her in diese Schlitze hinabzulassen, und um dies zu erleichtern, wurde
die der Stirnseite des Querbalkens entsprechende Rückwand des Schlitzes etwas schräg nach hinten zurückgelehnt.
Von den Querbalken ist ein Bruchstück an der Westseite zwischen dem Portal und der Cellatür gefunden worden (Abb. 161). Ein
anderes, anscheinend dazugehöriges Bruchstück lag dabei, konnte aber nicht freigelegt werden. Das freigelegte Bruchstück
(Abb. 161) war ein Stück vom unteren Teile eines Querbalkenendes und zeigte den glatten, in die Wand einbindenden Teil mit den
erwähnten Ausklinkungen. Die Ecke und die Balkenstirnfläche waren weggebrochen. Der übrige, sichtbar gewesene Teil des
Bruchstückes zeigte auf der Unterfläche einen von lesbischem Kyma eingerahmten Relief streifen, in dem ein Akanthusblatt, wohl
als Beginn einer Akanthusranke, zu erkennen war mit Farbenresten (Grund rot, Blatt blau). Die beiden Seitenflächen waren
verschieden ausgebildet; die eine trägt an der unteren Kante einen niedrigen epistylartigen Streifen mit zwei Faszien und
Bekrönungsgesims darüber (Perlschnur, Eierstab und Lysis mit weit gestellten Rosetten und Dreiblattkelchen). An der oberen
Faszie und dem Eierstabkyma darüber waren deutliche Spuren von Farbe sichtbar (Grund des Eierstabes rot). Über diesem
Epistylglied wies dieselbe Fläche das Bruchstück eines Frieses in flachem Relief mit figürlicher Darstellung in ungefährer Lebens-
größe auf: zwei nach Palmyrener Art mit weiten faltigen Hosen bekleidete, nach rechts schreitende Beine. Auf dem linken
vorgesetzten Beine sah man die Spur eines Stabes. Die gegenüberliegende Seitenfläche des Balkens trug unten in von lesbischem
Kyma umrahmter Füllung eine Weinranke, darüber über einem glatten Zwischenstreifen einen großen Eierstab und über diesem
ein undeutliches Bruchstück eines Reliefs, vermutlich die auf dem Boden schleppenden Falten eines Frauengewandes darstellend.
Um mit dem ausladenden Eierstabe hinter der Fläche des Steines zu bleiben, war die glatte Schicht darunter nicht senkrecht
gestellt, sondern etwas nach oben zurückgelehnt. Beide Seitenflächen dieses Querbalkens waren also mit Reliefs, jedoch in ver-
schiedener Anordnung geschmückt, so daß also die beiden anstoßenden Deckenfelder im Schmuckwerk sich voneinander
unterschieden. Höchstwahrscheinlich haben wir es hier, worauf auch der Fundort schließen läßt, mit einem der beiden Quer-
balken zu tun, die das fast quadratische Deckenfeld über dem Eingange seitlich begrenzten, so daß die Verschiedenheit des

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Abb. 161. Bruchstück eines Querbalkens der Pterondecke
 
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