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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0083

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DRITTES KAPITEL.
Die Gewandung auf den Katakombenmalereien.1

Die Art und die Verzierung" der auf den Katakombenfresken vorkommenden
Gewänder wurden von den Archäologen bis in unsere Zeit hinein viel zu wenig berück-
sichtigt und vielfach auch unrichtig' aufgefasst. Dieser Missstand erklärt sich zum
grossen Theil aus der Ungenauigkeit der Kopien. Die meisten und gröbsten Irrthü-
mer enthalten natürlich die Tafeln der Roma Sotteyranea Bosio's. Wir finden da
mitunter völlig moderne Gewänder, z. B. einmal die Kleidung eines Kardinals, zweimal
eine Tunika mit umgelegtem Kragen und häufig ein über Kopf, Schultern und Arme
geworfenes Tuch. Grosse Veränderungen machte namentlich die mit breiten oder mit
kurzen Ärmeln versehene Dalmatik durch, welche von den alten Kopisten bald in eine
der gothischen Kasel ähnliche Paenula oder in eine Tunika mit dem soeben genannten
Tuch verwandelt wurde. Letzteres brachten bei der « ostrianischen » Madonna auch
die modernen Kopisten zuwege, weshalb ein Archäologe hier mit Recht von einer
«modernen Gewandung» reden durfte.2 Umgekehrt kam es einmal vor, dass die
Tunika und das Pallium der Apostel zu einer breitärmeligen Dalmatik sich gestaltet
haben.3 Unter solchen Umständen musste man annehmen, dass die Maler in der Be-
kleidung ihrer Figuren willkürlich und regellos verfuhren. Die unausbleibliche Folge
davon war, dass die Erklärer der Fresken einer unschätzbaren Stütze beraubt wurden
und dass sie beispielsweise mit Leichtigkeit Figuren von gewöhnlichen Gläubigen
mit solchen von heiligen Gestalten und umgekehrt verwechselten; Garrucci brachte es
sogar fertig, in einem Soldaten den hl. Johannes den Täufer zu erkennen; und es gab
solche, die ihm beigestimmt haben. An diesen Missständen tragen die alten Maler
keine Schuld; sie sind lediglich auf die Rechnung der Kopisten zu setzen. Die fol-
genden Untersuchungen werden lehren, dass die Vorschriften, welche im Alterthum

' Vgl. Wilpert, Die Gewandung der Christen in bengemälde bezieht, und zwar in etwas veränderter,

den ersten Jahrhunderten, Köln 1898; Un capi- stellenweise erweiterter Form.

tolo di storia del vestiario in VArte 1898-99 u. als * V. Schultze, Studien, S. 186.

selbständige Schrift. Wir bringen aus diesen Schriften ' Vgl. Bosio, R. S., S. 263, 273, 347, 377, 503,

nur das zum Abdruck, was sich auf die Katakom- 257, 279, 405, 471, 525, 261.
 
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