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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0125

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Die Bart- und Haartracht auf den Katakombenmalereien.

2. Jahrhunderts sehen. Auf den Darstellungen der Frauen seit dem 3. Jahrhundert
sind die Haare in der Mitte gescheitelt, dann über die Schläfen bis unter die Ohren
geführt, dort umgelegt und auf den Scheitel zurückgeführt, wo sie zu einem Knoten
gebunden oder zu einer Art Krone geflochten sind.1 Das Haar der Dionysas2 ist
wellenförmig gelockt; es erinnert an die Haartracht, welche durch die Kaiserin Julia,
die Gemahlin des Septimius Severus, eingeführt wurde. Diese Mode hat sich lange
erhalten, denn ähnlich tragen das Haar die Begleiterinnen der Kaiserin Theodora auf
dem bekannten Mosaik von Ravenna.3 Von Unverheiratheten verlangt Tertullian,
dass sie ihre Haare weder kräuseln noch flechten, sondern einfach auf dem Hinterkopf
zu einem Wulst zusammennehmen sollen.4 Diese Tracht veranschaulicht am besten
die auf Taf. 92, 1 abgebildete Orans eines Freskos der Domitillakatakombe aus der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.

Einige Frauengestalten wurden von den Malern mit einem so spärlichen Haar
bedacht, dass dieses sich wenig oder gar nicht von dem der Männer unterscheidet;
erwähnt seien die Samariterin in der Sakramentskapelle A 3 und die hl. Jungfrau auf
einer Epiphaniedarstellung der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus.5

Die Haare aufgelöst zu tragen, war ein Zeichen der Trauer. Einen Beleg
dafür bietet der in den Akten der hll. Perpetua und Felicitas berichtete Vorfall. Eine
wilde Kuh hatte Perpetua auf die Hörner genommen und in die Höhe geschleudert.
Auf den Boden zurückgefallen, bemerkte die Heilige, dass ihr Anzug in Unordnung
gerathen war. Ohne auf den Schmerz der Wunden zu achten, ordnete sie die zeris-
sene Tunika und suchte die Haarnadel, um ihre aufgelösten Haare wieder zu befestigen.
« Denn », fügen die Akten zur Begründung hinzu, «es ziemte sich nicht für die Mär-
tyrin, mit aufgelösten Haaren zu leiden, damit sie nicht in ihrer Glorie zu trauern
schien. » 6 Bei dem freudigen Charakter der altchristlichen Kunst darf es uns nicht
wundern, dass die Maler Frauengestalten mit losem Haar von ihren Darstellungen fast
gänzlich ausgeschlossen haben. Nur die Magd der Käuferin und Eva auf zwei
Fresken der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus7 machen eine Ausnahme.
Bei Eva wollte der Maler vielleicht auf den Schmerz wegen der Übertretung des <njttli-
chen Gebotes hinweisen; bei der Dienerin waren symmetrische Rücksichten massge-
bend, denn in der Nachbarscene funtnrt sie als delicata beim Mahle.

' Taff. 61; 62, 2; 88; 90, 2, u. 13S. s Taff. 29, 2, 11. 147.

2 Taf. 111; vgl. auch Taf. 162, 1. ' Passio SS. Perpetuae et Felicitatis, ed. Franchi,

' Garrucci, Storia, IV, Taf. 264, 2. 144: Dehinc acu requisita, et dispersos capillos infi-

4 Tertull., De vel. virgg., 7,Migne, 2, 900: quarum bulavit. Non enim decebat martyram sparsis capillis

ornatus ipse proprie sie est, ut cumuluta (seil, coma) in pati, ne in sua gloria plangere videretur.

verticem ipsam capitis arcem ambitu crinium contegat. ' Taff. 62, 2; 93 u. 186, 2.

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