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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0154

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134

Siebentes Kapitel.

dass die barocke Paenula erst in der Periode des Friedens aufgekommen ist; deshalb
können auch die Fresken der Region der Agapen in der Katakombe der hll. Petrus
und Marcellinus nicht vor dieser Zeit entstanden sein. Die sonstigen Kriterien der
fraglichen Malereien, namentlich der starke Gebrauch der Schultersegmente, stehen
hiermit im besten Einklang.

12. An einigen von den bisher citirten Fresken lässt sich die Beobachtung machen,
dass die Ärmel der Dalmatik mit der Zeit breiter werden. Bei den Gestalten aus dem
ganzen 3. Jahrhundert haben sie eine Breite, die im richtigen Verhältniss zur Länge
des Gewandes steht;' etwas breiter sind sie schon bei einigen aus der ersten Hälfte des
4. Jahrhunderts stammenden Gestalten;2 bei der Veneranda endlich, welche nach 356
gemalt wurde, ist das rechte Mass überschritten:3 ihre Breite beträgt fast die Hälfte
der Länge des ganzen Gewandes. Demnach, kann uns bisweilen auch die Form der Dal-
matik in der chronologischen Schätzung der Fresken unterstützen. Bei der Dalmatik
der Grata4 kommt zu der aussergewöhnlichen Ärmelbreite in den Fransen ein eben-
falls spätes Anzeichen hinzu. Da dieses Fresko jedoch auf einem zweischichtigen
Stuck und mit guten Farben gemalt ist und in der Ausführung noch eine gewisse
Leichtigkeit verräth, so dürfen wir es etwa der Mitte des 4. Jahrhunderts zuschreiben.
Die Richtigkeit dieser Datirung bestätigen die zwei mit einer befransten Dalmatik
bekleideten Oranten,5 welche in dem Arkosol des Zosimianus vor dem Heiland, der
durch den Nimbus ausgezeichnet ist, stehen.

13. Das Fresko der Veneranda6 markirt in seiner harten Linienführung einen
weiteren Schritt in dem Verfalle der altchristlichen Malerei. Die Werke der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts bereiten diesen Schritt vor; schon in ihnen werden die
Konturen kräftig hingesetzt und in keiner Weise verarbeitet: ein Nachtheil, der in der
folgenden Zeit in einem solchen Grade zunimmt, dass das an der äussersten Zeitgrenze
der Katakomben stehende Bild, welches die hll. Petrus, Marcellinus, Tiburtius und
Gorgonius in der Glorie bei Christus darstellt,7 bei einigen Archäologen unbedenklich
für « byzantinisch » gilt,s während es echt römisch ist und in der letzten Periode der
unterirdischen Bestattungsweise, um die Wende des 4. zum 5. Jahrhundert, gemalt
wurde. Christus und das Lamm Gottes tragen den Nimbus, der den Apostelfürsten
und den übrigen Heiligen noch vorenthalten ist; das Monogramm Christi hat, der spä-
teren Zeit entsprechend, nicht die konstantinische Form, sondern die des monogram-
matischen Kreuzes und ist mit den apokalyptischen Buchstaben A 9. verbunden. Wer
von dem durchaus römischen Charakter unseres Bildes nicht überzeugt sein sollte, der
werfe einen Blick auf Taf. 251, welche die Freskendes ArkosolsderCelerina wiedergibt.
Obgleich diese Malereien, wie die Form des Monogrammes Christi nahelegt, um einige

' Taff. 75; 80; 84; 88; 11011. 116,
1 Taff. 138; 141; 174, 1.
'Taf. ii3.
* Taf. 62, 1.
5 Taff. 205 f.

'Vgl. auch Taff. 214 u. 216.

' Taff. 252 ff.

8 Mit der Bezeichnung «byzantinisch» will man
hier nur sagen, dass das Bild «aus dem 5. oder 6.
Jahrhundert » stamme.
 
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