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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0183

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Der Zustand der Katakombenmalereien. 163

zustatten. In den Kammern jedoch, welche mit einem Lichtschacht versehen sind,
wurde durch den Zudrang der frischen Luft das Trockenwerden beschleunigt und trat
eher ein, als es dem Maler lieb sein mochte. Dieser musste sich daher mit seiner Arbeit
beeilen, wenn er die letzten Bilder nicht «in arido » malen wollte. Ein sprechendes
Beispiel dafür findet sich in Santa Domitilla in der Kammer unter dem grossen Luminar,
wo die Wände und der Plafond mit einem vorzüglichen Sandmörtel und Marmorstuck
bekleidet sind. Nach der Dekoration der Decke wurde daselbst die linke Wand mit
dem Arkosol ausgemalt.' Der Stuck war bis dahin frisch, und der Künstler konnte
sich noch im Bogen des Arkosols die nothwendigen Hilfslinien ziehen. Obgleich er
sich schon hier einer grossen Eile befleissigt und die Figuren mehr angedeutet als
ausgeführt hat, fand er bei der Ausmalung des Arkosols in der Hinterwand den Stuck
nicht mehr so frisch als es erforderlich war. Ganz ohne Schmuck durfte das Grab
nicht bleiben; daher erhielt die Lunette eine flüchtige Blumenpartie, und in dem Bogen
wurde mit noch grösserer Hast der Gute Hirt gemalt, eine Darstellung, welche dem
Künstler geläufig war, da er sie schon zweimal in der Kammer angebracht hatte. Von
diesem Bilde ist gegenrwätig so wenig erhalten, dass man Mühe hat, den Gegenstand
der Darstellung zu erkennen.

Der Grund der Zerstörung eines Freskos liegt nicht selten in der schlechten
Qualität des Tuffs. Wenn derselbe zu wenig konsistent, zu locker ist, löst sich der
Bewurf vermöge seiner Schwere ab, bekommt Sprünge und fällt zu Boden, wo er sich
in tausend Stücke zerbröckelt. Schon Bosio hat Gemälde veröffentlicht, bei denen
einzelne Felder fehlen, « essendo caduta l'incollatura», wie er hinzufügt.2 Seitdem
sind noch andere Malereien auf diese Weise zerstört worden. So lange nämlich die
Kammer mit Schutt angefüllt ist, bietet letzterer eine Stütze für die Decke; durch die
Ausgrabung wird diese Stütze beseitigt, und da man bis in unser Jahrhundert hinein
um die Erhaltung der Bilder gar nicht besorgt war, so sind von mehreren Deckenge-
mälden, welche Bosio ganz oder fast ganz sah und veröffentlichte, wie z. B. in den
Kammern I, IX und XI der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus, bloss geringe
Reste an der Decke haften geblieben.3 Aus der Geschichte der neueren und neuesten
Ausgrabungen lassen sich gottlob nur wenige Fälle verzeichnen. Wir erwähnen das
werthvolle Bild der Verspottung des Herrn, das bei der Auffindung der Krypta, nach
Ausweis der veröffentlichten Kopien Perrets und Garruccis, vollständig intakt war.
An meiner Tafel (18) kann man sehen, in welchem Zustande ich es angetroffen habe.
Es fiel, ich weiss nicht wann, mit dem Tuff zu Boden, so dass man genöthigtwar, ein
Stück Mauer aufzuführen, auf welches die geretteten Frag'mente, nicht ganz richtig,
befestigt wurden. Auch von dem Fresko des Guten Hirten in der Kapelle des hl.Ja-
nuarius (Taf. 32, 2) bieten die von de Rossi und Garruccipublicirten Kopien das untere
Drittel, welches später herabfiel und gegenwärtig nicht mehr vorhanden ist. Das^

1 Taff. 9 ff. u. 12, 1. ' Taff. 71 u. 158, 2 ; vgl. Bosio, R. S., S. 331, 363,

: Bosio, R. S, S. 343, 363, 467. 373.
 
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