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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0408

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388 Achtzehntes Kapitel.

% 106. Der Mannaregen.

Wir haben bei den Tobiasdarstellungen besonders hervorgehoben, dass Tobias
auf einer Reise von Gott wunderbar beschützt wurde und dass dieser Umstand
wahrscheinlich die Einführung des Bildes in die coemeteriale Symbolik veranlasst
hat. Das Gleiche haben wir auch für die Darstellung des Mannaregens anzu-
nehmen. Die Israeliten befanden sich auf der Reise nach dem gelobten Lande.
Bei dem Durchzug durch die Wüste gingen ihnen die Lebensmittel aus. Da liess
Gott Manna regnen; «und es war weiss, und sein Geschmack wie Semmel mit
Honig». «So assen denn die Söhne Israels das Manna vierzig Jahre, bis sie in
bewohnbares Land kamen. » ' Es lag somit nahe, auch diese Reise symbolisch auf
die Reise der Seele in das verheissene Land, ins Paradies, zu beziehen.2 Aber nur
ein einziges Fresko, aus der letzten Periode, gibt dieser Symbolik Ausdruck (Taf. 242, 2).
Es ist rechts im Bogen eines Arkosols, in welchem eine gottgeweihte Jungfrau begraben
war, gemalt und vergegenwärtigt den Momment, in welchem vier Israeliten, zwei Männer
und zwei Frauen, in den Bausch ihrer aufgehobenen Reisepaenula das aus Wolken
herabfallende Manna auffangen.3

De Rossi, 4 Garrucci5 u. a. haben das Manna bekanntlich als Symbol der Eucha-
ristie erklärt; ich ziehe es vor, das Fresko in dem angedeuteten Sinne, als aequi-
valent mit der Bitte: «Beschütze, o Herr, die Seele der Verstorbenen, wie du die
Israeliten auf dem Durchzug durch die Wüste vor dem Hungertode bewahrt hast! »
zu erklären; denn die Eucharistie hatte ihre eigenen, bestimmten Symbole.

§ 107. Die Bedrängung des Moses und des Aaron durch die Juden.

Zum Schlüsse besprechen wir eine Darstellung, von welcher Bosio6 und Gar-
rucci7 eine sehr veränderte Kopie und deshalb auch eine ganz verfehlte Deutung
veröffentlicht haben. Armellini brachte eine eigene, bessere Kopie;s in der Erklärung
des dargestellten Gegenstandes kam aber auch er nicht über eine willkürliche Konjektur
hinaus, indem er die Scene für eine Gefangennehmung des hl. Petrus ausgab. Die
Komposition ist in der alten Malerei allerdings ein Unikum' die Sarkophagskulptur

1 Exod., 16, 31, 35. . äussersten rechten Seite gemalt ist.

' Diese Symbolik ist in dem oben (S. 385) abge- 4 Bullett., 1863, S. 76 und 80.

druckten Gebete ausgesprochen. s Storia, II, Taf. 59, 2, S. 64.

! Dem biblischen Bericht entgegen hat das Manna, 6 Bosio, R. S., S. 473; Aringhi, U.S., II, S. 221;

infolge des weissen Freskogrundes, nicht die weisse Bottari, R. S., III, Taf. 154.
Farbe; der Künstler benutzte hierzu das Blau, in ' Storia, II, Taf. 66, 2.

welchem die Gewandung des Israeliten auf der l Cripta di Sant'Emerenziana, Taf. VIII, S. 73 f.
 
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