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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0542

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522 Vierundzwanzigstes Kapitel.

Theil nahm. Sie tragen Schuhe und die ungegürtete Tunika. Auf den übrigen
Fresken erscheinen die Fossoren, zwei ausgenommen,' in der Ausübung ihres Hand-
werks. Bald hauen sie mit der Picke auf einen isolirten Fels ein, um die Anlage
einer Katakombe zu beginnen; bald arbeiten sie, bei Lampenlicht, unter der Erde,
um neue Gallerien und Gräber anzulegen. Sie haben da, als Arbeiter, die Tunika
immer gegürtet. Wiewohl ihre staubige Beschäftigung" in den Katakomben eine
Kopfbedeckung nothwendig machte, tragen nur drei Figuren den Pileus; alle drei
stammen aus der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus und kommen hier zum
ersten Mal zur Veröffentlichung.2 Weitere Kleidungstücke haben die Fossoren nicht;
denn das Pallium, welches wir auf den veröffentlichten Kopien an einem sehen,3 ist
eine Zuthat Avanzini's.4

In der Kammer XI der Katakombe ad duas lauros ist dem arbeitenden Fossor
einer, welcher mit der Lampe leuchtet, gegenübergestellt.5 Zur Zeit Bosio's waren
beide Figuren noch gut erhalten, heute sind sie theilweise mit dem Stuck zerstört.
Mit ihrer Hilfe lässt sich das noch unedirte Fresko der Eingangswand der Kam-
mer des Weinwunders in derselben Katakombe wiederherstellen; hier sieht man
von dem arbeitenden Fossor nur den linken Fuss und ein winziges Bruchstück
der Tunika; was von dem andern übrig ist, bringt Taf. 113, 3.

Auf zwei Fresken endlich sind die Fossoren im Begriff, sich in die Katakombe
zu begeben, um das Tagewerk zu beginnen.6 Das eine befindet sich auf der Ein-
gangswand des Doppelkubikulum in Santi Pietro e Marcellino und stammt aus der
ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Als ich es im Jahre 1891 entdeckte und kurz
darauf malen Hess, war es noch in einem guten Zustand; später, bei der Freilegung
der Kammer, löste es sich infolge der Unvorsichtigkeit des cavatore von der Wand
und zerschlug sich in mehrere Stücke. Seit kurzem ist es wieder an der Wand be-
festigt, weist aber einige Beschädigungen und Lücken auf. Der Fossor, mit Schuhen
und einer etwas nachlässig gegürteten Armeltunika bekleidet, hält in der erhobenen
Rechten eine Ruthe, an der die Lampe hängt; über die linke Schulter hat er einen
Sack geworfen, welcher ohne Zweifel die für den Tag nothwendigen Nahrungs-
mittel enthält. Der Kopf ist im Verhältniss zum Übrigen etwas verblasst und
undeutlich.

Das zweite Gemälde, welches einen zur Arbeit gehenden Fossor darstellt, ist das
allbekannte des Diogenes. Es schmückte die Lunette der Sarkophagnische einer Kam-
mer, die Bosio entgangen ist und erst von Boldetti entdeckt wurde. Boldetti veröffent-
lichte von ihm eine Umrisszeichnung, deren Kenntniss durch Wisemans Fabiola in
die weitesten Kreise getragen wurde. Von dem Original sind heute nur die kümmer-
lichen Reste, welche Taf. 180 bietet, vorhanden. Die Zerstörung hat d'Agincourt, in

' Taff. 48, 2; 180. ' Tat. 43, 2.

2Taff. 48, 3; 59. 2. 4 Taf. 59, 1.

' Bosio, R. S., S. 239; Aringhi, R. -V., II, S. 67 ; ! Taf. 112, 5.

Bottari, R. S'., II, Taf. 101; Garrucci, Storia, II, 6 Taff. 48, 2; 180.
 
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