Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0024

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XVIII

EINFÜHRUNG

LITERATUR

„Von Vasari bis auf unsere Zeit wird mit der sogenannten
Beeinflussungstheorie der tollste Unfug getrieben, sodaß
einem bei diesem beständigen chassez-croisez, das die Histo-
riographen ihre Künstler machen lassen, förmlich schwindelt.
Es wäre daher doch hohe Zeit, daß man von dieser so ganz
und gar unhistorischen und dabei auch so einfältigen Sucht
abließe. Dadurch würde, zum Teil wenigstens, dem heillosen
Wirrwarr gesteuert, der durch den Mißbrauch dieser geist-
reich sein sollenden Spielerei in die italienische Kunstge-
schichte eingeführt wurde.“
Morelli (Lermolieff), Galerie zu Berlin 1893, S. 99.
Das erste ausführliche wissenschaftliche Verzeichnis von Zeichnungen Dürers findet sich bei Jos.
Heller (1826). 1882 hat Ephrussi seinem Buche ein Ortsverzeichnis angefügt, das über 700 Zeichnun-
gen Dürers aufzählt. Lippmann’s große Veröffentlichung ist anfänglich nur eine — zuweilen schwer
verständliche — Auswahl daraus gewesen. In seinen sämtlichen 7 Bänden (1883—1929) mit 913
Nummern gibt das Werk das allermeiste von dem wieder, was an eigenhändigen Einzelblättern außer-
halb des Dresdener Skizzenbuches erhalten ist. Schon vor dem Abschluß dieses grundlegenden Un-
ternehmens, das immer von denen herangezogen werden muß, denen es um wissenschaftliche For-
schung geht, weil es die einzige Veröffentlichung ist, in der die Zeichnungen fast ausnahmslos in
originaler Größe und sehr oft in Faksimile wiedergegeben sind, sind mehrere systematische Versuche
gemacht worden, das gesamte Zeichenwerk Dürer’s chronologisch zu ordnen. Die bemerkenswer-
testen sind die von Martin Conway 1910 in Liverpool und Gustav Pauli 1911 in Bremen veran-
stalteten Ausstellungen. Die Ergebnisse, die in gedruckten, heute leider schwer erhältlichen Verzeich-
nissen vorliegen, sind zu einem guten Teil in die Literatur eingegangen. Sehr aufschlußreich waren
E. Bock’s Bemerkungen im Berliner Katalog von 1921, desgleichen die von Dodgson und Parker in
dem der Londoner Dürerausstellung 1928. Hier wie in den letzten beiden Bänden des Lippmann war
die Anordnung chronologisch. Wie wenig die Zeichnungen Dürer’s im Grunde studiert worden
waren, bewies E. Flechsig mit seinem umfangreichen Werk über den Künstler. Es war auch für sach-
kundige Beurteiler, die sich auf diesem Gebiet lange betätigt hatten, eine große Überraschung, daß
sich durch systematische Vergleiche der Beschriftungen und Zusammenordnung von verwandten
Signaturen Aufschlüsse gewinnen ließen, die als grundlegend gelten müssen. Der 2. Band des Flech-
sig’schen Buches, in dem jede Zeichnung des Lippmann’schen Corpus besprochen ist — zum ersten-
mal in der Literatur — hat die Forschung durch seine Ergebnisse und durch die Fragestellung unge-
mein belebt.
Die Überfütterung des Lesers mit zahllosen Literaturzitaten habe ich zu vermeiden gesucht. Vielleicht
findet der Leser, daß noch immer zu viel zitiert worden ist. Ich habe mich bemüht, das Neue, das
einzelne Autoren an grundlegenden Beobachtungen beigesteuert haben, nach Möglichkeit zu berück-
sichtigen. Ein fast undurchführbares Unternehmen! Der Leser wird diesen Versuch, der bei der Über-
fülle der Literatur wohl immer ein Versuch bleiben wird, hoffentlich mit Nachsicht beurteilen. Jeden-
falls wird er von hier aus schnell weiter gelangen. Von den sehr reichlichen Literaturangaben bei
Tietzes zu den einzelnen Blättern der Zeit bis 1505 kann er den Weg bis in die kleinste Dürerarbeit
finden. Daß selbst dieser bisher umfassendste Versuch eines „catalogue raisonne“ in bezug auf Li-
teratur viele Lücken zeigt, hat C. Dodgson (Burlington Magazine 1928, Bd. 53 S. 200) betont und
ich habe gelegentlich zu zeigen versucht, daß gerade grundlegende neue Beobachtungen nicht ver-
 
Annotationen