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Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Hrsg.]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 5): Grabmal, Grabdenkmal und Memoria im Mittelalter — Berlin: Wasmuth, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57031#0018
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an den Jahrtagen zum Grabe zog. Biese Frage muß uneinge-
schränkt bejaht werden, obwohl das bisher bekannte Material
eher spärlich ist. Neben der Memoria am Altar sind folgende
Hand Lungen bekannt, die an Grabmonumenten stattfanden, die
außerhalb der Messie und des Stundengebetes Bestandteil
der Gedächtnispflege waren:
Vielfach erwähnt wird die Aufstellung von Kerzen, Leuch-
tern und Windlichtern. Bür Speyer und Straßburg ist auch
die Aufstellung eines Ewigen Lichtes bezeugt. Spenden von
Weihrauch und Weihwasser sind vielfach überliefert - und
wie die für die Erlangung des Seelenheils entscheidend
59)
wichtigen Gebete bei jedem "Gang übers Grab" anzuneh-
inen• Biese Handlungen waren natürlich nicht an ein ober-
irdisches Mal über einem Grabe gebunden. Sie konnten an
jedem Grab stattfinden, dessen Stelle im Kirchenraum kennt-
lich und dessen Inhaber bekannt waren. Bas Grabmonument
war also kein Auslöser liturgischer Gedächtnishandlungen.
Boch gab es auch grabraalspezifische Handlungen: Zu
ihnen gehört etwa die Abdeckung der Male durch wertvolle
(So)
Tücher, was für Freiburg und Speyer belegt ist. Dieser
an sich unverständliche Brauch erfährt eine mögliche Deu-
tung, wenn man hört, daß man in Speyer die Kaisergräber
mit Tüchern abdeckte, ehe man das Heiligtum des Hauptal-
tares zur Anniversarfeier für Heinrich III. auf dessen
6 1 ) 44
Grab setzte '. Die Übertragung von Reliquiaren aui ein
Grabmonument dürfte auch andernorts in Übung gewesen sein.
Horst Appuhn hat überzeugend gezeigt,'daß der Cappenberger
6 2 )
Barbarossa-Kopf , nachdem er in ein Johannes--Reiiquiar
verwandelt worden war, zu bestimmten Anlässen auf die
Standplatte in der Hand des Gottfried von Cappenberg ge-
stellt worden ist.
Es scheint mir wahrscheinlich, daß die von Appuhn er-
wähnten Raucherstandgefäße u.a. auch bei den Feiern
sm Grabdenkmal verwendet wurden. Wie der Hauch aus ihnen
sollten die Gebete zu Gott emporsteigen. In Walbeck ^4)
hat man den Weihrauch unter einer Abdeckplatte neben der
Tumba des Grafen Lothar’ entzündet. Die gegenständliche
 
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