Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Hrsg.]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 5): Grabmal, Grabdenkmal und Memoria im Mittelalter — Berlin: Wasmuth, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57031#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

eines Grabinonumentes war.

XII.
Züöammenfassend läßt sich vorläufig festhalten.:
1. Ein Grabdenkmal kann Auslöser historischer und privater
Memoria sein.
2. Ein Grabdenkmal ist der Ort, an dem sich unregelmäßig
historische und private, regelmäßig aber liturgische
Memoria vollzog. Ein Grabdenkmal ist ein aus verschie-
denen Gründen (Kosten, religiöse Überzeugung) nur von
einer Minderheit benutztes Mittel, sich andauernde Ge-
betshilfe zu sichern. Eür jedes Grabdenkmal ist geson-
dert zu untersuchen, wie weit das Interesse an der Über-
lieferung der eigenen Person dieses religöse Anliegen
zurückgedrängt haben kann.
J. .Das Grabdenkmal ist vorrangig der steinerne Garant
eines Vertrages, der eine materielle Gabe (Grabmonument
plus Stiftung) und eine immaterielle Gegengabe (Gebets-
gedenken) umschloß, einer Abmachung, die dem Toten eine
Q o )
geregelte, regelmäßige und dauerhafte Memoria ' sicher-
te. Es wurde, so die Aufschrift auf dem Stein des Jo-
hannes Horbach von 1458 in der Frankfurter Dominikaner-
q| )
kirche "... ad perpetuam sui suorumque memoriam" J '
errichtet. Ein Grabdenkmal ist eine steinerne, d.h.
unvergängliche Aufforderung zur Einhaltung einer Ver-
pflichtung, ist ein unverweslichei- Mahner zum Gebet für
einen Toten, "... cuius memoria apud superos sit in
benedictione", wie es auf dem Stein des Johann, von Fal-
kenstein von 1365 in Kloster Arnsburg J heißt.

Die Zahl der im Mittelalter geschaffenen Grabmäler und
Grabdenkmäler ist unvorstellbar hoch. Die meisten sind ver-
schwunden - aus sehr verschiedenen Ursachen. Die Zerstö -
rungswut radikaler Kirchengegner, aber auch der Erneuerungs-
wille barocker Kirchenfürsten, das Erlöschen der mit dem
 
Annotationen