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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 46 (16. November)
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Jahrg. IV, Nr. 46 vom 16. November 1930

WELT KUNST

13

Ausstellungen

Barlachs Bronzen
bei Flechfheim
Die Ausstellung von Ernst Barlachs Bron-
zen in der Berliner Galerie Flecht-
heim gibt einen Einblick in eine neue Phase
oder doch Ausdrucksart des Güstrower Bild-
hauers, die man früher nicht kannte.
Barlach hat eine Reihe von Modellen, die
z. T. bereits als Holzschnißereien bekannt
waren, in Bronze gießen lassen. Wie er selbst

Der Verlag der „Weltkunst" kauft bis auf
weiteres die Nr. 2 des Jahrgangs 1927 und
die Nr. 24 vom Jahrgang 1929 der „Kunst-
auktion" in guterhaltenem Zustande mit je
2 M. zurück.

schreibt, handelt es sich um „Dinge von einer
gewissen Gewagtheit, wo nicht Leichtigkeit
auch im Stofflichen, bei denen die momentane
Geglücktheit so entscheidend ist, daß ihr Ge-


Deutsch Neu-Guinea, Statuette eines Mannes
Holz — Smlg. Raymond Tual
Nach F. Poncetton u. A. Portier: „Les Arts sauvages (Ocöanie)”
Nouvelle Guinee allemande, Statue d’homme
Bois — Coll. Raymond Tual
D'apres F. Poncetton et A. Portier: „Les Arts sauvages (Oceanie)"
German New Guinea, Statue of a man
Wood — In the Collection of Mr. Raymond Tual
After F. Ponceton and A. Portier: „Les Arts sauvages (Oceanie)“

zu sein und das Erlebnis der Minuten zu er-
halten“. In mancherlei Beispielen dokumen-
tiert sich das Gelingen dieser Absicht, nicht
blo& allgemeinen Stimmungen, sondern auch


Maskenaufsatz: Stilisierte Antilope
Smlg. Moriss
Aus A. Portier u. Fr. Poncet ton:
„Les Arts sauvages (Afrique)“
Partie de Masque, reprdsentant une antilope stylisde
Coll. Moriss
D'apres A.Portier et Fr.Poncetton: „Les Arts sauvages (Afrique}"
Head-dress, representing an antilope
In the coli, of Mr. Moriss
After A.Portier and Fr.Poncetton: „Les Arts sauvages (Afrique)"
dem Augenblick Dauer zu verleihen. Vor-
zügliche Leistungen dieser Art sind neben der
„Bettlerin“ und dem „Melonenschneider“, die
schon 1907 und 1908 entstanden, aus der spä-
teren Zeit Arbeiten wie der Kopf des Ehren-
mals im Dom zu Güstrow, der singende Mann
und der mächtige Kopf Paul Wegeners, —
Werke, die aus den lebten drei Jahren
stammen.
Den Rahmen für diese Bronzen geben
zahlreiche Zeichnungen, von denen der
hohe Fries der „Lauschenden“ am eindrucks-
vollsten ist. — o w.

Kult und Form

lingen bei langsamer und mühevoller Aus-
führung in Holz unmöglich wäre. Diese Stücke
vor allem verlangen nach Bronze, in der die
ganze Frische des augenblicklichen Gefühls
erhalten bleibt, hier vermag sie allein treu

Im Lichthof des Berliner Alten
Kunstgewerbemuseums ist unter dem
Titel „Kult und Form“ eine grobe Ausstellung
eröffnet worden, auf die wir bereits in der
vorigen Nummer der „Weltkunst“ hingewiesen

haben. In den einleitenden Ansprachen des
Kunstwartes Dr. E. R e d s 1 o b und von Prof.
Dr. F. Tillich, Frankfurt a. M., wurde die
Tendenz der neuen kirchlichen Kunst und Ge-
brauchskunst auf Einfachheit, Zweckmäßig-
keit und Ausdruckskraft formuliert, wie denn
auch der Kunstdienst, dem diese Aus-
stellung verdankt wird, als einen Haupt-
programmpunkt die Beseitigung der Grenze
zwischen Kult- und Profangerät aufgestellt
hat. Dies stattliche Material der Schau, das
für evangelische, katholische und jüdische
Kirchen bestimmt ist und das aus den Haupt-
zentren des deutschen Kunstgewerbes: Dres-
den, Halle, Lübeck, Berlin, Offenbach, Stutt-
gart, Aachen, Köln usw. eingesandt worden
ist, zeigt denn auch vielfach diese Richtung.
Am verhältnismäßig vollkommensten ist die
neuartige Aufgabe, in der Formensprache
unseres technisierten Zeitalters religiös wirk-
same Geräte zu schaffen, von den Werk-
stätten für kirchliche Kunst im Rauhen Haus
in Hamburg gelöst worden in einfachen
und zugleich monumentalen Leuchtern, Ge-
fäßen, Kannen und Kreuzen. Hier ist der
Weg gewiesen, auf dem die moderne Form
für das religiöse Leben unserer Tage nußbar
gemacht werden kann.

Frans Masereel
Im Berliner Kunslsalon Victor
Hart berg sind über 40 Gemälde und
Aquarelle von Franz Masereel ausgestellt,
die in dem Schaffen des Künstlers, den man
im allgemeinen fast ausschließlich von der
graphischen Seile her kannte, eine neue
Epoche und Schaffensart bedeuten. Dem In-
halte nach verweisen die Gemälde auf die
nordfranzösische Küste: Schiffe und Häuser,
Fischer in der Schenke, Häm er in den Dünen,
Strandbild — das sind so die Hauptfhemata.



Neu-Seeland, Figuren mit Schale
Holz — Smlg. Stephen-Chauvet
Nach F. Poncetton und A. Portier: „Les Arts sauvages (Oceanie)*'
Nouvelle-Zelande, Grande boite avec des figures
Bois —■ Coll. Stephen-Chauvet
D'apres F. Poncetton et A. Portier: „Les Arts sauvages {Oceanie')'1
New Zealand, Figures with bowle
Wood — In the Collection of Mr. Stdphen-Chauvet
After F. Poncettcn and A. Portier: „Les Arts sauvages {Oceanie)“

Frans Masereel
Der Fischer (1929) — Le Pecheur — The fisher
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Victor Hartberg, Berlin.
Die große und erquickende Atmosphäre des
Meeres weht denn auch durch diese Ge-
mälde, die groß und wuchtig aufgebaut sind,
ohne doch der malerischen Weichheit zu ent-
raten. Ja, es scheint manchmal, als habe das
Streben nach malerischer Atmosphärik im
Gegensaß zur Härte der graphischen Dar-
stellungsart den Künstler allzusehr in seinen
Bann gezogen. Die bedeutendsten Arbeiten
sind „Schiffe und Häuser“ und „Zieh-
harmonikaspieler".
Der gleiche Trieb zur Monumentalität
kommt in schärferer Herbheit in den Aqua-
rellen zum Ausdruck, die freilich mehr graphi-
schen Charakter fragen.
George Grosz
Der Kunstsalon Bruno Cassirer stellt
neue Aquarelle und Zeichnungen von George
Grosz aus, die aus Reproduktionen in seinem
neuesten Buch „Über alles die Liebe“ nur zum
Teil bekannt waren. Die Meisterschaft des
Künstlers in beiden Techniken schafft hier
Dokumente, deren Interessantheit zugleich
durch ihren Inhalt beflügelt wird. Hervor-
ragende Leistungen stellen vor allem Aqua-
relle, wie „Der erste halbe Tag“, „Arbeiter
geht durch die Tauenßienstraße“, „Sex
appeal“, dar. Unter den Zeichnungen sind am
einprägsamsten u. a. „Gespräch über Picasso“,
„Hast du mich ein wenig lieb?“ Aber man
wagt kaum, diese Dinge im Unterschiede von
anderen mit einem Sternchen zu versehen.
Denn die gemeinsame Atmosphäre dieser
Schau bildet das Bewußtsein, vor Blättern zu
stehen, in denen sich ein ungemeines Können
dokumentiert, dem keinerlei Sujet ver-
schlossen ist.
Das Kind
Der Verein der Künstlerinnen zu
Berlin hat eine sehr anregende Ausstellung
veranstaltet, die in Malerei, Plastik und
Graphik das Kinder-Porträt zum Vor-
wurf hat. In allen möglichen Abwandlungen wird
dies unendlich vielseitige Thema variiert, —
bald das Kind für sich, bald in Beziehung zur
Mutter. Unter den Gemälden heben wir
Arbeiten von Charta Okanouyc, Suzanne Car-

vallo-Schüllein und Erna Pinner hervor, —
bei den Plastiken die Stücke von H. Cauer,
Tina Haim-Wentsche und besonders Milly
Sieger.
Rudolf Riester
Die Galerie Weber in Berlin stellt den
Berliner Maler Rudolf Riester, einen jungen
Meid-Schüler, in einer Reihe von Ölbildern,
Pastellen und Aquarellen mit Darstellungen
von südfranzösischen Landschaften und
Städten vor. Am frischesten und überzeu-
gendsten sind die Aquarelle, während die
Gemälde noch vielfach die Lebendigkeit der
Farben vermissen lassen. Als Ganzes wirken
die Arbeiten Riesters geschickt und ge-
schmackvoll.

Berliner Secession

Die Herbstausstellung der Berliner
Secession ist gestern, am 15. November, er-
öffnet worden. Wir kommen auf diese
Schau noch zurück.

Alte und neue Kunst
bei Dr. H. F. S e c k e r , Köln.
Die neu gegründete Galerie Dr. H. F.
Secker in Köln zeigt in ihren schönen Aus-
stellungsräumen gegenüber dem Dom eine
Reihe hervorragender Werke alter und neuer
Kunst. Neben einigen frühen italienischen
Goldgrundbildern, wie den beiden ausdrucks-
starken Kreuzigungen von N i c c o 1 ö di
Pietro Gerini und Barnaba da Mo-
dena, sind unter den alten Meistern vor
allem zwei Tafeln mit Prophetenbildcrn vom
Meister des Marienlebens zu nen-
nen, deren Gegenstücke sich im Warschauer
Nationalmuseum befinden, ferner die ausge-
zeichnete, farbenreiche Verkündigung von
Barthel Bruyn d. Ae. Herri met de
B 1 e s wird von Walter Cohnen die interessante
Tafel mit „Christus in der Vorhölle“ zuge-
schrieben.
Unter den neueren Gemälden interessieren
vor allem das feine frühe Malerbildnis von
Manet, eine Landschaft von Renoir und
der „Hafen mit Segelbooten“ von V1 a -
m i n ck. Als starke Begabungen erweisen
sich unter den Jüngeren Camille B o m b o i s
und Vivin, denen der Leiter der Galerie
seine besondere Aufmerksamkeit widmet.
Einige ausgezeichnete Skulpturen, wie
die omanische Madonna aus Trier um 1150
und die prächtige Kalkarer Verkündigungs-
gruppe vom Ende des 15. Jahrhunderts, ergän-
zen den ausgezeichneten Eindruck, den diese
Ausstellung hinterläßt.
Ein gut ausgestatfeter Bilderkatalog zeigt
außer den genannten Stücken unter den be-
reits verkauften Arbeiten einige schöne Land-
schaften von Guardi, Corot, Courbet und
Daubigny, die das Bild des Wirkungskreises
dieser Galerie vervollständigen. L.
Max Vollmberg
In der Kunsthalle zu Bremen findet
gegenwärtig eine Ausstellung von Arbeiten
Max Vollmbergs, der sich als Maler der
amerikanischen Tropenwelt einen weithin
bekannten Namen gemacht hat, statt, von
denen wir ein interessantes Stück reprodu-
zieren (Abbildung unten). Seine Bilder


Max Vollmberg
Mexikaner — Mexicain — A Mexican
Ausstellung — Exposition -— Exhibition:
Kunsthalle in Bremen

schildern Mexiko: Landschaft und Volks-
leben in überaus lebendiger und anschau-
licher Weise. Marktplätze, Volkstypen,
Kirchen . , . eröffnen uns den Blick in eine
farbenreiche exotische Welt, die viel An-
ziehungskraft entfaltet. P. T.

Neue deutsche
Kunst in London

Der Düsseldorfer Bildhauer C. M.
Schreiner eröffnete in der Londoner
Warren-Galerie eine auf zwei Monate be-
rechnete größere Ausstellung von Bildwerken
und Zeichnungen. Von Schreiner stammt u. a.
der marmorne Löwe im Wilhelm-Marx-Haus,
der plastische Schmuck im Planetarium, der
Löwe im Düsseldorfer Stadion.
 
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