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Die srühen Sliche

i.

ie Anfänge des Stiches bei Dürer gehen wahrscheinlich ebensoweit zurück

wie die des Holzschnittes. Aus der Goldschmiedwerkstätte war ihm
der Umgang mit dem Metall von früh an ein oertranter, die Präzision seiner
Anschauung aber drängte ihn förmlich zu dieser Technik und als dann das
Problem des menschlichen Körpers ins Zentrum trat, war es auch schon ent-
schieden, daß die Aufgabe nur auf der Kupferplatte mit dem Reichtum, der
Feinheit, der Bestimmtheit der metallrschen Linien gelöst werden könne. Jn-
sofern kann man sagen, für die Jugendzeit Dürers bezeichne der Stich die
tiefste Spur der Entwicklung.

Die ersten Stiche wirken rauh und spitzig. Dürer behandelt den Stichel ganz
nach Art der Feder, verlangt viel malerische Wirkung, legt die Striche un-
ordentlich übereinander. Eine charakteristische frühe Arbeit, wie die Marin
mit der Heuschrecke, sieht aus als ob er die Wirkung Schongauers mit der
des Hausbuchmeisters habe verbinden wollen. Dann entwirrt sich allmählich
die Unklarheit, die Linien, mit mehr Überlegung gewählt, werden zu reinerer
Erscheinung gebracht und die malerische Wirkung baut sich aus kräftigere
Gegensätze von hell und dunkel. Beispiele dieser Art sind die Maria rnit der
Meerkatze oder das große Blatt der Eifersucht. (S. Abb. bei S. 92.) Und
dann, bald nach löOO, bereitet sich jene Verfeinerung vor in der Zeichnung
und in der Lichtbehandlung, wie wir sie auch im Holzschnitt kennen und die
zu der unnachahmlichen Technik des großen Glückes, des Totenkopfwappens,
des Adam-und Evablattes führt. (Abbildungen folgen S-T-W und 100.) Die Ober-
slächen der Dinge in ihrer stofflichen Verschiedenheit sind mit einem Feingefühl
behandelt, das in der eigentlichen Malerei dieser Jahre keine Analogie hat.

Es empsiehlt sich, die kurze Folge der Marienstiche an erster Stelle zu be-
handeln: die Entwicklung in drei Stufen ist vollkommen darin ausgesprochen.

Die Maria mit der Heuschrecke (8. 44) repräsentiert den Ansangsstil.
Tas alte Motiv der Mutter, die im Freien auf einer Rasenbank sitzt, mit de:u
schlafenden Joseph zu seiten. Das Format auffallend groß und die Absicht
offenbar auf reichste Wirkung gerichtet. Ausgedehnte Draperie mit zusanunen-
gehaltenen Schattenmassen, wie sie im Holzschnitt nicht ihresgleichen haben.
 
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